- Um November 16, 2024
- Von mtank
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Schimmelpilze und ihre Auswirkungen auf den Menschen
Pilze sind ein eigenes Reich von Lebewesen in der Domäne der Eukaryonten (Zellen mit Zellkernen). Sie sind weder Pflanze noch Tier, haben aber mit beiden Gemeinsamkeiten.Die Klassifikation von Pilzen füllt mehrere Seiten und ist etwas für Experten. Für uns ist die Unterteilung in Hefen (Sprosspilze) und Schimmelpilze in diesem Artikel von Bedeutung.
Hefepilze nutzen wir einerseits z.B. zum Backen und Brauen, aber es gibt einige Arten, die uns auch krank machen können. An Haut und Schleimhaut können sie Entzündungen auslösen, was wir z.B. als Windeldermatitis, Genitalpilzinfekt oder Darmpilzinfekt erleben.
Schimmelpilze werden z.B. zum Veredeln von Käse und Wurst eingesetzt. Ihre Stoffwechselprodukte (z.B. organische Säuren) können als Aromastoffe oder Konservierungsstoffe in der Lebensmittelindustrie genutzt werden. Manche Schimmelpilze produzieren bakterienabtötende Stoffe, die wir als Antibiotika nutzen. Penicillin war das erste Schimmelpilzgift, das als „Medizin“ eingesetzt wurde, auch Cephalosporine sind eine Gruppe von Antibiotika, die auf Schimmelpilze zurückgehen.
Schimmelpilzgifte (Mycotoxine) werden von bestimmten Schimmelpilzen als Stoffwechselprodukte gebildet und können nicht nur Bakterien töten, sondern auch bei Menschen und Tieren gesundheitliche Auswirkungen haben.
In der Medizin werden wir regelmäßig von Schimmelpilzen und deren Auswirkungen tangiert.
Ich möchte Ihnen in diesem Artikel einen kleinen Überblick geben.
Schimmel
Schimmelpilzgifte und Schimmelpilze bzw. -sporen kann man entweder einatmen oder essen/trinken oder als Infektion auf Haut und Schleimhäuten erleben. Dementsprechend sind die möglichen Symptome unterschiedlich. Hautkontakt ist meistens harmlos, beim Swimmers ear, einer Entzündung, die gerne in nassen Gehörgängen vorkommt, können Bakterien, Hefepilze oder Schimmelpilze für die Infektion ursächlich sein.
Wir unterscheiden zudem in der täglichen Praxis zwischen allergischen Reaktionen und toxischen Reaktionen auf Pilze und deren Sporen.
Eine Spore (altgriechisch σπορά sporá „das Säen“ sowie σπόρος sporos „Samen, Saat“) ist in der Biologie ein zumeist einzelliges, seltener auch wenigzelliges Entwicklungsstadium von Lebewesen, das der asexuellen Vermehrung, der Ausbreitung, der Überdauerung oder mehreren dieser Zwecke zugleich dient.
Sporen werden von Pilzen, Algen, Moosen und Farnen sowie von manchen Protozoen und Bakterien gebildet. (Wikipedia)
Allergische Reaktionen können sich als Atemwegsbelastung mit Husten, Asthma und Atemnot oder als Augentränen und Fließschnupfen und sogar als Verdauungsbeschwerden zeigen. Dabei handelt es sich zumeist um eine Allergie vom Soforttyp, deren Symptome mit Antiallergica behandelt werden können. Eine klassische Hyposensibilisierung ist grundsätzlich möglich aber sehr schwierig und bleibt spezialisierten Zentren vorbehalten.
Allergien vom verzögerten Typ kommen ebenfalls vor, hier helfen die Antiallergica nicht – stattdessen versucht man es mit Kortison.
Toxische Reaktionen an den Atemwegen sehen den allergischen ähnlich. Zusätzlich sollte man bei erhöhter Infektanfälligkeit der Atemwege, einer Verschlechterung eines bestehenden Asthmas, unklaren Schwächezuständen an Schimmelpilze denken. Im Verdauungstrakt können Pilzgifte Durchfall und Erbrechen auslösen. Sie können innere Organe schädigen, dass Immunsystem schwächen, die Leber- und Nierenleistung beeinträchtigen und sogar das Nervensystem, teils irreparabel, schädigen.
Vorkommen in unserer Nähe
Schimmelpilze leben vor organischen Substanzen und benötigen Feuchtigkeit und lieben feuchte Wärme.
Dabei verhalten sie sich wie alle Lebewesen: bei guter Versorgungslage und den entsprechenden Bedingungen vermehren sie sich. Da sie Feuchtigkeit benötigen, ist Trocknung eine alte und wirksame Methode, Nahrungsmittel zu konservieren. Einfrieren sorgt dafür, dass flüssiges Wasser fehlt und stoppt die Vermehrung.
Jedem von ihnen ist sicherlich schon einmal etwas „verschimmelt“. Das passiert auch im Kühlschrank – was zeigt, dass Schimmelpilze bei Kälte langsamer wachsen, aber eben nicht komplett inaktiviert werden. Einfrieren stoppt das „verschimmeln“, aber die Schimmelpilzgifte sind sehr thermostabil und können alle Minustemperaturen überstehen. Erhitzen über 70°C kann Schimmelpilze abtöten, inaktiviert aber die Schimmelpilzgifte, die bis dahin gebildet wurden, nicht.
Pilze finden sich auf vielen Lebensmitteln und sorgen- neben Bakterien – für den Verderb.
Wenn Sie ein Netz mit Orangen kaufen, lesen Sie einmal die kleinen weißen Zettelchen, die am Netz befestigt sind. Hier wird Ihnen in kleiner, kaum leserlicher, Schrift mitgeteilt, dass man meist mehrere chemische -Pilze und Bakterien vernichtende- Mittel einsetzt, um die Früchte während des Transportes vor dem Verderb zu schützen. Sie bekommen diese Stoffe an Ihre Haut, wenn sie die Orange schälen und in den Mund, wenn Sie vor dem Verzehr Ihre Hände nicht gründlich reinigen.
Das Trocknen von Nüssen und Samen entfernt nicht nur die Blausäure, sondern kann leider auch das Wachstum von Schimmel und die Bildung von Schimmelpilztoxinen provozieren, wenn es nicht richtig durchgeführt wird. Wir testen immer wieder Schimmelpilzgifte in Nussmischungen.
Innenräume von Wohnungen oder Arbeitsplatz können Schimmelpilz belastet sein. Nicht immer sieht man die Belastung. Wenn es in schlecht belüfteten feuchten Bereichen, oft an Außenwänden, schwarz oder grau wird, ist es schon lange zu spät. Dass es in einem Bereich, in dem Menschen leben und arbeiten, Pilzsporen gibt, ist normal. Schwierig wird es, wenn sich die Pilze ansiedeln, vermehren und weitere Sporen bilden. Wir bereits gesagt, sind dafür organische Substanzen und Feuchtigkeit nötig. Die in Raufasertapeten verarbeiteten Holzanteile können als Nahrung für Schimmelpilze ausreichen.
Gute Bedingungen finden sich z.B. auch in Blumentöpfen, Obstschalen, Mülleimern, Vorratslagern, Tapeten, Holzschränken etc.
Wenn man die Vermutung einer Schimmelpilzbelastung hat und selbst nichts sieht, dann empfiehlt es sich einen Fachmann zurate zu ziehen. Oft kommen die Experten mit einem Hund, der hilft, die versteckten Quellen zu finden.
Die wichtigste medizinische Behandlung von Betroffenen besteht in der Meidung der Pilz und deren Sporen. Dazu muss die Quelle erst identifiziert werden, was durchaus in eine detektivische Arbeit ausarten kann.
In unser allergologischen Praxis geben wir den Patienten Nährmedien für Pilze mit, die für einen Tag in den jeweiligen Zimmern aufgestellt und dann 14 Tage bebrütet werden. Die durch die Luft fliegenden Sporen landen auf dem Kulturmedium und bilden dort Pilzkolonien, die man sehen, riechen und testen kann. Da nur bestimmte Pilze für den jeweiligen Patienten problematisch sind, provozieren wir testhalber die Betroffenen nasal (riechen) und können so die Räume identifizieren, in denen die Quelle vermutet werden muss.
Wenn man die Quelle(n)aufgespürt hat, ist die Sanierung oft schwierig und hängt von den lokalen Gegebenheiten ab. Eine einfache Desinfektion und Abwischen reichen nicht. Auch hier sollten Sie einen Fachmann fragen.
Böse folgen sind möglich
Eine dauerhafte, oft unerkannte, Belastung mit Schimmelpilzen kann zu chronischen Krankheiten führen. Zu nennen sind hier z.B. Nasennebenhöhlenentzündungen, Verschlechterung oder Auslösung eines Asthmas bis hin zu Entzündungen der Lunge und vor allem Infektanfälligkeit. Manche Pilze können irreversible Schäden auslösen, die z.B. unfruchtbar machen, Krebs auslösen, zu Missbildungen bei Kindern im Mutterleib führen, Leber oder Nieren schädigen oder das Nervensystem betreffen, und Syndrome ähnlich Alzheimer und Parkinson hervorrufen.
Im Labor kann man Urinproben der Betroffenen testen und so einige der Schimmelpilzgifte nachweisen. Das belegt die Belastung, aber zeigt nicht wo sich der Betroffene belastet hat.
Fazit: Schimmelpilze können Infektionen, Allergien und toxische Reaktionen auslösen, die nicht typisch sind. Wichtig ist, daran zu denken, auch wenn man zuhause oder am Essen nichts sieht.