9. August – ein volleyballhistorisches Datum
- Um August 10, 2016
- Von mtank
- In Rio 2016
- 0
Vor 4 Jahren, um 22:00Uhr in London, war es geschafft, Olympiasieg für Jonas und Julius.
Gestern musste ich den Trainer der beiden, der heute mit Kira und Laura Ähnliches anstrebt, daran erinnern. So flüchtig sind Ereignisse, dass man sie nicht mehr auf dem Schirm hat, obwohl es für Volleyball-Deutschland (bisher) nichts Vergleichbares gab und gibt. Heute können Sie die Jungs live als Kommentatoren erleben.
So positiv die Erinnerungen sind, im Hier und Jetzt müssen wir uns der Realität stellen.
Nachdem die Jungs gegen Holland knapp verloren, machen es Britta und Karla besser.
Nach einem etwas wackeligen ersten Satz gegen NED 2, der mit 21:19 gewonnen wurde, kam zunehmend Sicherheit in die Aktionen. Wir erlebten eine Karla Borger „on fire“, während Britta ein bisschen länger brauchte, bis sie sich stabilisierte.
Am Ende stand ein ungefährdeter Sieg mit einer ansprechenden Leistung. Nun kann gegen Kanada sogar noch vom Gruppensieg geträumt werden, obwohl die Kanadierinnen bisher ungeschlagen sind.
Kira und Laura, die ihren Fokus auf die K.o.-Runde legen, absolvierten tagsüber ein intensives Training und zeigten dann auf dem Feld, dass sie in der Gruppe nicht fürchten müssen, in ernsthafte Schwierigkeiten zu kommen. In der nächsten Runde sind sie schon, der Gruppensieg ist das erste Zwischenziel.
Heute Abend, 23 Uhr Ortszeit (entsp. 4 Uhr früh in Deutschland) kommt es zum Showdown gegen Russland, allerdings mit ungleichen Vorzeichen. Markus und Lars müssen nicht nur gewinnen, sondern, um weiter zu kommen, müssen sie 12 Punkte besser sein als die Russen. Das wird ein hartes Stück Arbeit.
Nachrichten aus dem Dorf
Die Reiningungsfirma, die unsere Unterkünfte in Stand halten soll, wurde von ihrem Auftrag entbunden. Eine andere wird diesen Aufgabenbereich nun wahrnehmen. Erste Konsequenz: ich habe nach 12 (!) Tagen endlich einen Spiegel im Bad und sehe nach der Rasur nicht mehr aus, als sei ich in einen Dornenbusch gefallen.
Mittagsschlaf wird zunehmend zur Pflicht, weil man anders die Nächte nicht übersteht. Spielbeginn 23 Uhr bedeutet 19:1o Uhr in den Bus steigen, 20:15 Uhr an der Copacabana ankommen, dann die Spieler auf den Wettkampf vorbereiten. Dann die Damen ansehen, die um die Zeit trainieren, und evtl. vorhandene Probleme lösen. Ab 22:45 sitze ich am Feld und betreue Lars und Markus im Spiel. Gegen Mitternacht sind die beiden fertig, und, soweit keine überlange Medienprozedur erfolgt und wir nicht zur Dopingkontrolle ausgelost werden, können wir den 0:15-Shuttle oder den 1:15-Shuttle ins Dorf bekommen. Ankunft dort entsprechend 1:15 bzw. 2:15, dann Essen, dann behandeln, dann gegen 4 Uhr schlafen, hoffentlich. Jedenfalls kann ich voraussichtlich ausschlafen, da morgen früh keine Sitzung angesetzt ist. Allerdings kann es einen telefonisch treffen. So auch heute, als ich zu einer konsiliarischen Behandlung einer luxemburgischen Athletin gerufen wurde. Dann muss man seinen Verpflichtungen nachkommen und den Schlaf wann anders zu finden versuchen.
Besonders heikel dürfte es morgen Nacht werden, wenn die Vorrundenspiele abgeschlossen sind und die Hauptrunden ausgelost werden. Als offizieller Verbandsfunktionär muss ich anwesend sein und nicht nur verfolgen, wer unsere Gegner sind, vielmehr muss ich warten bis feststeht, WANN wir spielen. Die Entscheidung wird weitgehend von den Fernsehübertragungszeiten abhängig sein. Je nach dem ob man jemanden aus den USA oder Kanada bekommt, werden die Spiele sehr spät sein, trifft man auf Brasilien ist es eher tagsüber. Diese Information muss an die Teams gegeben werden, die sich entsprechend vorbereiten müssen. Allerdings werden die Teams schlafen und dann kurzfristig nach Absprache mit den Trainern informiert. Die Trainer ihrerseits müssen mit dem Videoscout die neuen ausgelosten Gegner noch nachts analysieren und sich eine Taktik zurecht legen, die sie ihren Teams am Morgen nahebringen. Und weil jedes Team einen eigenen eingeübten Countdown vor einem Spiel hat, müssen die weitergekommenen Teams und die Medizin koordiniert werden, denn kein Team geht auf´s Feld, ohne dass es von Physio und Arzt gesehen und gecheckt wurde.
Nach der Auslosung ist der weitere Weg dann klar: wer gewinnt kommt weiter, wer verliert ist raus. Und da der Baum, den man runterspielt feststeht, sind alle möglichen Gegner auch frühzeitig bekannt. Noch hoffen wir alle, dass wir am 17. noch dabei sind. Das würde bedeuten, dass wir um Medaillen spielen.
Gleich fahre ich raus zum Venue, der Countdown von Lars und Markus läuft…