Praxis Dr. med. Michael Tank
Newsletter #3 / 2024
Liebe Leser, liebe Patienten,

Es ist Sommer und die Tage werden schon wieder kürzer. Das feuchte Wetter bringt nicht nur Nacktschnecken, die die Gartenbesitzer ärgern, mit sich, sondern vor allem eine Mückenplage. Mücken können Krankheiten übertragen, deswegen ist der beste Gesundheitsschutz, möglichst nicht gestochen zu werden. Neben langer Kleidung helfen so genannte Repellentien, also chemische Wirkstoffe, die verdunsten und die Insekten vertreiben, indem sie deren Geruchsrezeptoren beeinflussen. Leider sind viele der wirksamen Stoffe gesundheitsschädlich. Die benetzte Hautoberfläche ist möglichst klein zu halten. Da von manchen Mitteln auch Kunststoffe angegriffen werden, testen Sie bitte vorher, ob eines der Repellentien ihre Kleidung angreift.

Im heutigen Newsletter beschäftige ich mich mit dem Stoffwechsel und rufe zum Verzehr von mehr Bio-Produkten auf. Außerdem nehme ich zu der neuen von der STIKO empfohlenen RSV-Impfung Stellung.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und einen schönen Urlaub!
Ihr Dr. Michael Tank

Stoffwechsel - was ist das eigentlich?

Kinder werden von den Eltern auch als „eigen Fleisch und Blut“ bezeichnet. Bereits in der Antike erkannte man, dass Blut das Leben spendet und durch Ausbluten der Tod eintritt. Leben ist per Definition ein Prozess, zu dessen wesentlichen Kriterien der Stoffwechsel gehört. Damit sind kontinuierlich energieverbrauchende chemische Reaktionen gemeint. Als das Leben die wässrige Umgebung, das Urmeer, verließ, mussten die Zellen weiterhin eine flüssige, mit Nährstoffen angereicherte, Umgebung mitnehmen.

Wir Menschen bestehen je nach Alter zu 55 - 80 % aus Wasser, das als Lösungsmittel dient und die Voraussetzung für das Leben schafft. Wir Landlebewesen tragen also unser Urmeer in uns und müssen es pflegen. Wir geben Stoffe ab und nehmen welche auf, angefangen mit dem Sauerstoff über das Wasser bis zu unseren Nahrungsmitteln.

Ich habe mich in den Finger geschnitten.
Es blutet.
Ich habe gar kein Blut gegessen – sondern Salat, Brot und Käse.
Wenn ich mich schneide, kommt aber kein Salatblatt aus der Wunde...
Darüber wundert sich niemand.

Es bedeutet, der Körper hat irgendetwas mit dem Salatblatt, dem Brot und dem Käse gemacht. Und das, was er macht, nennt man Verdauung, neudeutsch „Metabolismus“. Nahrung wird so umgebaut, dass der Körper und seine Zellen sie nutzen können. Wir teilen die Hauptgruppen an Nahrungsmitteln in die drei Kategorien Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette ein. Dazu kommen Mineralien, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, die in ihrer Gesamtheit nicht alle identifiziert sind und deren Rolle im Organismus nicht vollständig verstanden wird.

Nahrung

Wir essen aus verschiedenen Gründen. Einmal haben wir eine Körperkerntemperatur von etwa 37 Grad bei einer zumindest in Nordeuropa meist kälteren Umgebungstemperatur. Die Wärmeproduktion für unseren Körper benötigt zwischen 10 und 25 % der Energie, die wir durch Nahrung aufnehmen. Außerdem funktionieren unsere Organe, allen voran Gehirn und Herz, permanent und brauchen dazu Energie. Und nicht zuletzt heilt ja die Schnittwunde, die ich mir zugefügt habe, wieder. Dazu braucht es Baustoffe und Energie.

Das, was ich hier beschrieben habe, nennt man Stoffwechsel – dabei unterscheidet man Bau- und Energiestoffwechsel. Mithilfe unserer Verdauung, die bereits im Mund beginnt, zerkleinern wir die aufgenommene Nahrung. Speicheldrüsen und Drüsen im Magen und Darm geben Enzyme ab, die die Nahrungsbestandteile in kleinere Untereinheiten zerlegen, so dass diese später im Darm aufgenommen werden können. Die aufgenommenen Nährstoffe gelangen in Blut oder Lymphe und werden zur Leber oder direkt in den Körper weiterverteilt. Aus diesen Einzelbausteinen, also im Wesentlichen Aminosäuren, Zuckern, Triglyzeriden und anderen Fetten, stellen unsere Zellen alles her, was sie brauchen.
Die Leber als Hauptstoffwechselorgan bekommt den Großteil der über den Verdauungstrakt aufgenommenen Nährstoffe. Sie entgiftet nicht nur, sie baut die aufgenommenen Nährstoffe zu Eiweißen und Peptiden zusammen, bildet Hormonvorstufen, Gerinnungsfaktoren, verarbeitet das Fett und den Zucker etc. und bereitet die Nahrungsbestandteile so vor, dass sie einerseits im Blut transportabel sind und andererseits von den Zellen auch genutzt werden können. Ohne diese Leistungen können unsere Körperzellen nicht funktionieren.

Andererseits ist die Leber auch das Organ, das Gifte wasserlöslich und ausscheidbar macht oder fettlösliche Komponenten mit der Galle an den Darm zur Ausscheidung abgibt. Die Leber ist das Organ, das sich am besten regenerieren kann, weil es mit ausreichender Leistung immer funktionieren muss. Im Gegensatz zur Niere oder Lunge oder dem Herz gibt es bisher keine künstliche Leber. Eine erkrankte Leber führt zu Stoffwechselproblemen. Ohne Leber sterben wir.

Damit der Stoffwechsel funktionieren kann, brauchen wir auch Nährstoffe, die nicht direkt der Energiegewinnung dienen, sondern für die nötigen chemischen Reaktionen als Begleitfaktoren erforderlich sind. Das sind zum Teil chemische Verbindungen, die wir selbst herstellen können; auf der anderen Seite sind es aber auch Substanzen, die wir nur über die Nahrung gewinnen können, wie bestimmte Aminosäuren, Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

Diese Funktionen nennt man den Baustoffwechsel, der sich in jeder Zelle abspielt.
Damit chemische Reaktionen im Körper gezielt ablaufen, bedarf es bestimmter Biokatalysatoren, die wir Enzyme nennen und die die chemischen Reaktionen lenken, und Energie.

Die universelle Energie-“Währung“ im Körper ist eine dreifache Phosphatverbindung namens Adenosintriphosphat, besser bekannt als ATP. Jeder von uns benötigt in etwa pro Tag sein Körpergewicht an ATP und erzeugt dieses aus Luftsauerstoff und der Nahrung in den Mitochondrien, die sich, außer in roten Blutkörperchen und Spermien, in jeder Körperzelle finden. Wir verwenden also einen erheblichen Teil unserer Nahrungsenergie für die Herstellung von ATP, das wir für alle energieverbrauchenden Stoffwechselleistungen benötigen.

Die durch die Nahrungsenergie aufgenommene Energiemenge wird in Kilojoule, früher Kilokalorien, gemessen. Die physikalische Definition einer Kalorie ist Energie, die man benötigt, um 1g Wasser um 1 °C zu erwärmen.
Wenn wir uns den menschlichen Körper ansehen, besteht der zur Geburt aus etwa 95 % Wasser, im Erwachsenenalter sind es noch 70 %.

Unsere Körperkerntemperatur beträgt knapp 37 °C, alles, was etwa 1 °C oder mehr darüber ist, nennen wir Fieber, ab etwa 42 C° Körperkerntemperatur wird es lebensbedrohlich, weil die körperlichen Eiweiße sich in ihrer Struktur verändern.
Auch nach unten hin sind uns Grenzen gesetzt. Unter 35 °C Körperkerntemperatur sprechen wir von Unterkühlung, unterhalb von 30 °C wird es lebensbedrohlich.

Wir brauchen diese relativ eng bemessene Spanne an Körpertemperatur, weil die chemischen Reaktionen in unserem Körper bei circa 37 °C optimal ablaufen. Höhere Temperaturen beschleunigen Reaktionen, niedrigere hemmen sie. Warum gerade 37 °C die Temperatur ist, bei der alle Warmblüter am besten funktionieren, ist mir nicht bekannt. Ist es möglich, dass die frühe Erde zur Zeit der Entstehung des Lebens etwa 37 °C warm war?

Um also die ca. 70 Liter Wasser eines Hundert-Kilo-Mannes bei 37 °C zu halten, wenn die Umgebungstemperatur etwa 21 °C beträgt, wird permanent Energie benötigt. Unser Körper kann Energie speichern und muss nicht permanent mit Nahrung versorgt werden. Uns reichen 2-3 vergleichsweise energiereiche Mahlzeiten, die wir in wenigen Minuten zu uns nehmen. Elefanten fressen zwischen 14 und 19 Stunden täglich, selbst Pferde in freier Wildbahn fressen bis zu 18 Stunden täglich. Da Gräser und Rinden nicht so viel Energie enthalten, wie z.B. Fleisch, müssen Pflanzenfresser viel mehr Zeit in die Nahrungsaufnahme verwenden als z.B. ein Löwe, der nicht täglich Nahrung benötigt.

Sehr kleine Tiere, wie Spitzmäuse, haben ein ungünstigeres Verhältnis von Oberfläche zu Volumen und müssen um ihren Temperaturhaushalt zu stabilisieren, im Verhältnis zu ihrem Gewicht viel mehr Nahrungsenergie zu sich nehmen als wir, wenden also auch viel mehr Zeit zur Nahrungsaufnahme auf als wir Menschen. Die größten Tiere dieser Erde sind Pflanzenfresser, weil sie durch die Größe ein günstiges Verhältnis von Körperoberfläche und Volumen haben.

Die Energiespeicher des erwachsenen Menschen bestehen zu einem Teil aus Kohlenhydraten (400-800 g), die vorwiegend in Muskeln und Leber gespeichert sind. Zusätzlich wird Energie als Fett gespeichert. Ein Gramm Fett kann 9 kcal, 1 g Kohlenhydrate oder Eiweiß dagegen nur gut 4 kcal Energie speichern. Mit jedem Gramm Kohlenhydrate speichern wir ca. 4 g Wasser, so dass bei Entleerung von Kohlenhydratspeichern, z.B. durch Sport, eine erhebliche Menge Wasser frei wird, das wir nach außen abgeben können. Gewichtsschwankungen von mehr als einem Kilogramm pro Fußballspiel sind normal.
Wir verfeuern also einen gewissen Teil unserer Nahrungsenergie für den Erhalt unserer Körpertemperatur.

Was wir essen

Entsprechend der Nationalen Verzehrstudie II (2005-2007) nehmen Männer täglich 3,6 kg, Frauen 3,2 kg Nahrung zu sich. Zwei Drittel entfallen dabei auf Flüssigkeiten. Flüssigkeiten beinhaltet alles, nicht nur Wasser. Wir bestehen zu ca. 70 % aus Wasser, 15-17 % Eiweiß, der Skelettknochen macht etwa 12 % unseres Gewichts aus, das Blut 7-8 %. Zusätzlich kommt noch Fett in sehr variabler Menge dazu. Was wir essen, dient, wie gesagt, unserer Energiegewinnung, dem Wärmehaushalt und dem Baustoffwechsel für Organe, Muskeln und Skelett.

Nahrungsqualität – unreif und belastet

Wenn Sie Bremsen für Ihr Auto oder Fahrrad kaufen, nehmen Sie auch nicht die drittbesten Bremsen. Für Ihr Haus kaufen Sie auch nicht die billigsten Steine. Dann muss doch die Frage erlaubt sein: Warum aber nehmen wir minderwertige Nahrungsmittel zu uns?

Studien belegen immer wieder, dass die konventionell produzierten und uns in den Supermärkten verkauften Nahrungsmittel mit Pestiziden, Herbiziden, Fungiziden, Schwermetallen, Weichmachern und z.B. Glyphosat belastet sind. Biowaren sind da eindeutig besser. Und sie müssen nicht teurer sein. Warum überhaupt Nahrungsmittel angeboten werden, die belastet sind, hat finanzielle und politische Gründe. Um die Anbieter abzusichern, werden Grenzwerte definiert, die eine mehr oder weniger wissenschaftlich begründete unbedenkliche Menge an den jeweiligen „Gift“- (?)-Stoffen zulassen. Was dabei aber nicht berücksichtigt wird, ist, dass man keinen der Stoffe einzeln betrachten darf, wie es die Grenzwerte tun, sondern, dass auf unseren Körper alle gleichzeitig einwirken können. Und dann können sich die Effekte nicht nur addieren, sie multiplizieren sich.

Die heute teils in Übersee geernteten großindustriell angebauten Früchte und Gemüse werden unreif geerntet, weil sie auf dem Transport nachreifen und nicht verderben sollen. Teils werden sie im Zielland künstlich gereift, indem man sie z.B. mit Ethylen begast. Früchte sind die Nachkommen der Pflanzen. Sie enthalten die Samen und meist eine Hülle, die uns und Tiere veranlasst, sie zu fressen und dadurch zu verteilen. Das verderbende Fruchtfleisch nutzen die Samen als erste Nahrung, wenn sie keimen. Uns dient das Fruchtfleisch mit Vitaminen, Mineralien, sekundären Pflanzenstoffen und Zuckern als Nahrungsquelle.

Nicht alle werden reif

Wer zu Hause einen Obstbaum hat, kennt das Phänomen. Die Pflanze produziert zunächst so viele Blüten wie möglich. Die befruchteten werden zu Früchten umgebildet und wenn die klimatischen Bedingungen nicht passen, es z.B. zu heiß oder zu trocken ist, werden viele der angelegten Früchte abgeworfen. Sie harken dann die Kinderleichen des Birnenbaums zusammen. Es verbleibt nur eine reduzierte Anzahl am Baum und wird zur fertigen Frucht. In diese Früchte aber investiert die Pflanze, weil sie die kommende Generation bilden sollen. Und weil die Pflanze schlau ist und die Bedingungen sich immer noch ändern können, werden die wichtigsten Nährstoffe erst in die Frucht transportiert, wenn sie ausreift.

Viele der zu früh geernteten Früchte (z.B. grüne Tomaten, grüne Bananen...) enthalten entsprechend nicht die Inhaltsstoffe, die eine reife Frucht hätte. Bioprodukte aus der Region, die bis zur Reife an der Mutterpflanze hängen kann, sind gehaltvoller und schmackhafter. Das liegt an den eben - während der Ausreifung an der Mutterpflanze - eingelagerten wertvollen Pflanzenstoffen. Es kommt deswegen darauf an, was Sie essen und wann Sie es essen, und Tomate ist nicht gleich Tomate. Trotz pflanzenbasierter Ernährung können Sie Defizite aufbauen, wenn Ihre Nahrungsmittel nährstoffarm sind. Ihre Zellen sind dann trotz vermeintlich guter Ernährung unterversorgt.

Und nun kommen Sie als Patient zum Arzt. Sie haben mit Nahrungsergänzungen versucht, sich mehr Gesundheit zu verschaffen. Auch dazu möchte ich Stellung nehmen. Alle jetzt angegebenen Mengen sind in bestimmten Rahmen variabel und von Geschlecht und Größe abhängig:

Der Mensch speichert ca. 1 kg, also 1000 g, Calcium vorwiegend in den Knochen und Zähnen. Magnesium haben wir ca. 25 g - das u.a. in ca. 600 bis jetzt bekannten Enzymsystemen eine entscheidende Rolle spielt – und vor allem in den Mitochondrien bei der Energiegewinnung. In uns gibt es ca. 2-4 g Eisen, das vorwiegend im Hämoglobin und Myoglobin (Blut – und Muskelfarbstoff) gebunden ist. Die 4 bis 6 Liter Blut und die 20 bis 60 kg Muskel – je nach Geschlecht und Trainingszustand, Alter etc. - bekommen ihre Farbe und Funktion von 2-4 g Eisen...

Beim Zink sind es auch etwa 1-4 g, die in ca. 300 bekannten Enzymsystemen wichtig sind – z.B. bei der Produktion der Magensäure, ohne die wir das Essen nicht vernünftig aufspalten und so die Inhaltsstoffe nicht richtig nutzen können. Wasserlösliche Vitamine (alle B-Vitamine und Vitamin C) können nur zeitlich begrenzt gespeichert werden. Wir reden dabei allerdings von einigen Wochen. B12 ist als Ausnahme besser speicherbar und reicht bei vollem Speicher 1-3 Jahre.

Lassen sie sich also nicht einreden, Vitamin B oder C sei nicht speicherbar und Sie sollten es mehrmals täglich zu sich nehmen. Skorbut, die Vitamin C-Mangelkrankheit, die früher unter Seefahrern auftrat, entstand nach Monaten ohne Vitamin C. Auch wasserlösliche Vitamine kann man überdosieren – vor allem wenn man mehrere „Multi“-Präparate einnimmt, die oft alle die B-Vitamine enthalten. Ich sehe immer wieder Patienten, die mit mehreren Dosen von Nahrungsergänzungen zu mir kommen und noch nie gelesen haben, was sie genau zu sich nehmen. Die allermeisten Verkäufer von solchen Präparaten, die gerne auch im Schneeballsystem vertrieben werden, haben keine fachliche Ahnung und sind primär am Umsatz interessiert.

Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K (Merke: (EDEKA) sind besser speicherbar und können leichter zu zu vollen Speichern führen und überdosiert werden. Während für die E-Vitamine kein täglicher Bedarf etabliert ist, gibt es Vorgaben für Vitamin A, D und K. Diese sind nicht immer begründet und werden teils kontrovers diskutiert.

Für die vielen, teils noch nicht einmal erfassten und benannten so genannten sekundären Pflanzenstoffe gibt es keine Norm- oder Höchstwerte, sondern in der Regel „Verzehrempfehlungen“.

Regelmäßig werden sogenannte Superfoods kreiert und beworben. Curcuma, Bosswelia (Weihrauch), Açai-Beere, Acerola-Kirsche, Aloe vera, Rhodiola rosea, Ashwaganda, Ginko, Ingwer etc., um nur einige zu nennen, auch Heilpilze werden in Kapseln gepresst und teuer verkauft. Die Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe haben durchaus Wirkungen auf den Körper. Trocknung, Verarbeitung und Lagerung reduzieren den Wirkstoffgehalt um ca. 50 % oder mehr.

Aber: wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass wir Vitamin-Tabletten essen und nicht ganze Äpfel, dann hätte er die se an die Bäume gehängt. Wir sind durch die Entwicklungsgeschichte des Lebens an ganze Früchte, Samen, Wurzeln, Blätter etc. mit allen Inhaltsstoffen adaptiert und nicht nur auf ein oder zwei Inhaltsstoffe.

Wer meinen letzten Newsletter gelesen hat, ist über die Löwenzahnpflanze oder Birkenblätter informiert. Wir haben heimische Pflanzen, die bei uns wachsen und von denen wir wissen, dass sie bei bestimmten Krankheitsbildern helfen können. Weißdorn für´s Herz, Holunder oder Lindenblüte bei Infekten, Zwiebel bei Ohrenschmerzen, Augentrost bei Bindehautentzündung, Goldrute bei Nierenproblemen usw. Aber bisher hat noch niemand den Löwenzahn als Superfood vermarktet. 😊

Unser Körper reagiert als Ganzes. Alle Zellen sind miteinander vernetzt, die Organe arbeiten zusammen und tun Unterschiedliches, obwohl alle Zellen die gleiche Erbsubstanz haben.

Damit alle Zellen ihrer Differenzierung entsprechend funktionieren können, benötigen sie teils gleiche und teils unterschiedliche Nährstoffe.

Ich sage immer zu meinen Patienten: Das Gehirn kann nicht selbst essen.

Alle Zellen in allen Organen und im Muskel- und Skelettsystem sind abhängig davon, dass die passende Nahrung aufgenommen wird, auch die nötigen Inhaltsstoffe enthält, adäquat aufgearbeitet und aufgenommen und dann in der Leber aufbereitet und über das Blut und die Lymphe den Zellen zur Verfügung gestellt wird. Es kommt also darauf an, dass wir alles zu uns nehmen, was irgendwie von irgendeiner Zelle benötigt wird. Und da wir bis heute nicht annähernd wissen, was genau dazugehört, kommt es darauf an, sich vielseitig und normokalorisch zu ernähren.

Eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung, die durchaus tierisches Fett und Eiweiß enthalten darf, entspricht am ehesten der urzeitlichen Ernährung, an die wir seit Jahrhunderttausenden angepasst sind. Gemeint sind unbelastete und ausgereifte Pflanzen und Pflanzenteile und unbelasteter Fisch und Fleisch.

Problematisch ist die Menge. Weil die Jäger und Sammler der Vorzeit zeitweise hungern mussten, weil Nahrung nicht immer sofort und ausreichend verfügbar war und sie sich körperlich anstrengen mussten, um Nahrung zu bekommen, wechselten sich Phasen einer unterkalorischen Nahrungszufuhr mit Phasen des Überflusses ab. Wir ernähren uns heute oft überkalorisch und haben keine klassischen Hungerphasen mehr.

Bereits in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Experimente zur Nahrungszufuhr und zur Belastung gemacht. In Skandinavien liefen Menschen 500 km in 10 Tagen und nahmen nur Wasser zu sich. Mischköstler nahmen mehr Gewicht ab als Vegetarier, aber bei allen besserte sich die Herz-Kreislauf-Leistung.

Es scheint so zu sein, dass unser Körper Eiweiße und ausscheidungspflichtige Stoffwechselprodukte im Bindegewebe speichern kann, die einen belastenden Einfluss auf die Versorgung der einzelnen Zellen haben und in Hungerphasen eliminiert werden.

Während die Schulmedizin heute noch lehrt, dass Eiweiß nicht gespeichert werden kann (außer natürlich in den Geweben, die aus Eiweiß bestehen - also hpts. Muskeln) und man bei Diäten Angst hat, dass z.B. Muskelgewebe zur Energiegewinnung abgebaut wird und deswegen Eiweißpulver empfiehlt, hat Prof. Lothar Wendt (Frankfurt) bereits in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts postuliert und mit mikroskopischen Bildern belegt, dass Eiweiße an den Fasern des Bindegewebes angelagert und so gespeichert werden. Dadurch verdicken sich die Fasern, die Menge an Bindegewebe nimmt zu und die einzelne Zelle, die auf Nährstoff- und Sauerstoffdiffusion angewiesen ist, wird schlechter versorgt. Als eine Konsequenz steigt der systolische Blutdruck, der die Nährstoffe zu den Zellen pressen will. Auch der diastolische (Entspannungs-) Blutdruck steigt, weil die beladenen Fasern nicht mehr so elastisch sind.

Was ich Ihnen darstellen und in Teilen belegen will, ist, dass wir vermutlich von Hungerphasen profitieren (da reichen bei manchen schon die 16:8 Diäten).

Die zweite Notwendigkeit, die uns von den Urzeitmenschen unterscheidet, ist die körperliche Aktivität. Es ist ein weltweites Massenphänomen geworden, dass Menschen Übergewicht entwickeln und damit die Grundlage legen für die so genannten Zivilisationskrankheiten. Körperliche Inaktivität ist einer der wichtigen, aber auch leicht zu verändernden Gründe.

Ziel für eine Besserung sowohl für Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und kognitive Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer, aber auch Gelenkverschleiß und allgemeine entzündliche Erkrankungen müssen, neben einer Vollwerternährung möglichst ohne prozessierte Nahrungsmittel, ausreichend Bewegung und gelegentliche Hungerphasen sein.

Heilfasten - also eine bewusste Reduktion der Energiezufuhr im Gegensatz zum Hungern - kann ein Schlüssel zu mehr Gesundheit sein. Es empfiehlt sich 2 x jährlich zu fasten. Der Sommer mit viel Tageslicht und reifem Obst und Gemüse bietet sich geradezu an, einmal das Fasten zu versuchen. Dazu sollten Sie sich aber einen erfahrenen Coach suchen, der möglichst auch einen medizinischen Hintergrund hat.

Sind Nahrungsergänzungen immer abzulehnen?

Hierzu ein klares Nein. Wenn ein Mangel besteht und die Ursachen geklärt und behoben sind, kann eine Ergänzung mit Ergänzungsmitteln durchaus geboten sein. Wenn ich z.B. einen Eisen-Mangel finde, ist die erste Reaktion nicht, Eisen zu geben, sondern zu klären, WARUM er besteht. Ist derjenige Veganer und isst zu wenig Eisen? Gibt es einen erhöhten Blutverlust z.B. durch eine starke Menstruation? Oder besteht eine Aufnahmestörung durch Magen-Darm-Probleme? Dann hilft die Gabe eben nicht, weil der Körper es nicht aufnehmen kann und eine intravenöse Gabe ist ggf. sinnvoll.

Ein B-Vitamin-Mangel entsteht häufig nicht durch mangelnde Zufuhr, sondern z.B. durch erhöhte Verwertung z.B. durch Parasiten.

Bevor man sich irgendwelche vermeintlich tollen Präparate gönnt, wäre mein ärztlicher Rat, sich ganzheitlich untersuchen zu lassen, um mögliche Mangelzustände und deren Ursache festzustellen. Oder die Krankheit zu finden, die die Müdigkeit, Schwäche oder Infektanfälligkeit auslöst.

Augen auf!

Viele billige Präparate enthalten Begleitstoffe oder Kapselmaterialien, die wenig gesundheitsförderlich sind, die Wirkung beeinträchtigen können und im schlimmsten Fall nicht vertragen werden. Insbesondere Multipräparate, die Extrakte verschiedener Pflanzen enthalten, sind verdächtig, weil häufig gegen mindestens einen der Inhaltsstoffe eine Allergie oder Unverträglichkeit besteht.

Während bei der Arzneiherstellung in Europa bestimmte Standards eingehalten werden müssen und z.B. geprüft wird, ob Metallabrieb der Herstellungsmaschine in das Produkt gelangt ist, fehlen diese bei der Herstellung billiger Nahrungsergänzungsmittel häufig aus Kostengründen oder sind im Herstellerland nicht etabliert. Billig meint dabei nicht den Verkaufspreis, sondern eher die Produktionskosten.

Es macht Sinn auf etablierte Hersteller zu setzen. Manche Hersteller bauen auf das Unwissen der Verbraucher, um höhere Verkaufspreise zu erzielen:

Co-Enzym Q10 z.B., eine Substanz, die in der Atmungskette zur Energiegewinnung eine wichtige Rolle spielt und die der menschliche Körper selbst herstellen kann, gibt es als Ubiquinol und Ubiquinon. Beworben werden beide als Co-Enzym Q10, aber der Blick auf die Preise z.B. im Internet offenbart, das Ubiquinol, die reduzierte Variante offensichtlich schwieriger herzustellen und zu transportieren ist als Ubiquinon. Beide Formen wandeln sich ineinander um und haben unterschiedliche Wirklungen - sind am Ende aber gleichwertig. Ubiquinol wird in der Werbung als die „bessere“ Form beworben und entsprechend teurer verkauft.

Man muss schon genau hinschauen, was einem angeboten wird und ob die Werbeaussagen einen maßgeblichen Unterschied beschreiben oder nicht. Sprechen Sie uns an, bevor Sie hunderte von Euro ausgeben.

RSV-Impfung - eine neue Impfempfehlung der STIKO

RSV - für Respiratory Syncytial Virus - ist ein Krankheitserreger für Atemwegsinfekte. Man unterscheidet zwei Typen, RSV-A und RSV-B, wobei bei uns der „A“-Typ überwiegt. Das Virus befällt jeden und hinterlässt keine dauerhafte Immunität. Durch regelmäßigen Kontakt mit dem Virus kommt es zu einer wiederholten Immunstimulation, so dass die meisten Menschen, die Kontakt mit dem Virus haben, nicht erkranken. Kleinstkinder und Menschen mit Vorschädigungen an der Lunge können schwerer erkranken und werden in manchen Fällen krankenhauspflichtig.

Es handelt sich um eine Tröpfcheninfektion mit einer Inkubationszeit von 2-8 Tagen. Immungesunde bekommen üblicherweise eine Erkältung.

Durch die Maßnahmen während der Corona-Pandemie (Isolation und Maskenpflicht) fehlte das regelmäßige Training des Immunsystems, was – neben anderen Atemwegsinfekten – zu einer verstärkten Welle an RSV-Infekten führte.

Um es klar zu sagen, RSV-Infekte sind für die Allermeisten keine Gefahr.

Lungenkranke, Herzkranke und Menschen mit abgeschwächtem Immunsystem sowie Kleinstkinder haben eine erhöhte Komplikationsrate und können Begleitinfekte bekommen. Lungenentzündungen können die Folge sein.

Es gibt keine ursächliche Behandlung – es werden nur die Symptome therapiert. Der nun empfohlene Impfstoff enthält gentechnisch hergestellte Antikörper gegen die RS-Viren.

Diese entsprechen in ihrer Wirkung denen, die der Körper selbst bildet und binden an die Viren und verhindern deren Eindringen in die Zellen und somit deren Vermehrung. Solche Antikörper werden vom Körper wieder abgebaut. Sie haben eine mehrmonatige „Lebensdauer“. Für den RSV-Impfstoff geht man von einer Wirkdauer von ca. 6 Monaten aus.

Es handelt sich um eine „Passiv“-Impfung. Der Körper bekommt Antikörper, die er sonst selbst bilden müsste und auch bildet und man ist zunächst geschützt, weil die applizierten Antikörper die Viren binden.

Das gleiche Prinzip wird seit Jahrzehnten bei der Passivimpfung gegen Tetanus (Tetagam®) angewendet. Wer von mir – z.B. im Zusammenhang mit Corona – eine Beriglobin®-Spritze bekommen hat, bekam menschliche Antikörper von Blutspendern und damit einen Schutz vor den Krankheiten, die diese Spender in ihrem Leben durchgemacht haben.

Macht eine solche Impfung Sinn?

Grundsätzlich bin ich gegen flächendeckende Impfungen ohne individuelle Betrachtung der Situation des Impflings.

In diesem Fall macht aber die Impfung als solche für mich Sinn. Sie zielt nicht auf eine Immunreaktion des Impflings ab, sondern liefert direkt Schutz.

Außer einem kleinen Piks und vielleicht ein bisschen Druck an der Einstichstelle sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.

Also Daumen hoch zur RSV-Impfung bei Neugeborenen und Risikopatienten.

Praxis für ganzheitliche Medizin
Dr. med. Michael Tank
Borsteler Chaussee 47, 22453 Hamburg
Tel 040-51 320 990 | Fax 040-250 50 80
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