Schlafmangel und seine möglichen Folgen
- Um Februar 05, 2025
- Von mtank
- In Aktuell, Allgemein
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Schlafmangel und seine möglichen Folgen
Jeder schläft – irgendwann. Das trifft zumindest für Lebewesen zu, die ein Gehirn haben.
Und während Koalabären und Faultiere auf 20 und mehr Stunden Schlaf pro Tag kommen, wird die durchschnittliche Schlafdauer bei Menschen immer noch mit etwa 8 Stunden pro Tag angegeben. Diese Zahl sagt nicht viel, denn Säuglinge schlafen bis zu 18 Stunden täglich, während bei Senioren 7 Stunden ausreichen können. Wenn man also davon ausgeht, dass etwa ein Drittel unseres Tages mit Schlaf ausgefüllt ist, kommt man auf bei der aktuellen Lebenserwartung auf mehr als 25 Jahre, die wir schlafend verbringen. Umgekehrt bedeutet das, dass wir etwa 16 Stunden pro Tag wach sind und etwas tun. Das waren zu Urzeiten die Suche nach Nahrung, die Auseinandersetzung mit anderen Stämmen oder die Sicherung des Schlafplatzes, während es heute Arbeit und Freizeitgestaltung sind, die neben Essen, Trinken und sozialen Kontakten unsere Wachzeit füllen. Eines ist jedoch klar, ohne Schlaf geht es nicht.
Schlafmangel macht krank, darüber herrscht Einigkeit.
Die häufigsten angegebenen Symptome bei Schlafmangel sind:
- Benommenheit und Müdigkeit beim Aufwachen.
- Bleierne Müdigkeit, die den ganzen Tag andauert.
- Konzentrations- und Leistungsschwierigkeiten.
- Reizbarkeit und starke Stimmungsschwankungen.
- Antriebslosigkeit
- Erhöhte Schmerzempfindlichkeit.
- Kopfschmerzen / Migräne.
- Verstärktes Hungergefühl und Essstörungen
Mögliche Folgen eines länger anhaltenden Schlafmangel:
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und nachfolgende Herzerkrankungen.
- Einfluss auf die Insulinsensibilität und erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Diabetes mellitus.
- Erhöhte Anfälligkeit für psychische Störungen wie Depressionen, Angstzustände und Burnout.
- erhöhte Infektanfälligkeit.
(Quelle: https://www.nuernberger.de/themenwelt/gesundheit-freizeit/schlafmangel-symptome/)
Es ist nicht abschließend geklärt, ob der Schlafmangel die Ursache der genannten Symptome und Erkrankungen ist oder ob die genannten Erkrankungen eine Schlafstörung als Frühsymptom auslösen. Möglicherweise signalisiert das Gehirn Störungen früher, als Symptome in den Organen bemerkbar sind. Die Veränderungen der Lebensweise in den letzten Jahrzehnten mit zunehmendem Konsum von Blaulicht abends und fehlender Bewegung machen es zumindest lohnenswert, sich mit dem Schlaf zu befassen.
Nach mehr als 35 Berufsjahren weiß ich, dass in unserem Körper eine Vielzahl von in einander verschachtelten Regelkreisen bestehen, die sich gegenseitig beeinflussen und nicht isoliert betrachtet werden sollten, wie die „Schulmedizin“ es oft tut.
Viele körpereigene Substanzen und deren Wechselwirkungen mit Umwelteinflüssen wie Mikroplastik, Weichmachern und Flammschutzmitteln etc. sind noch unbekannt. Daraus ergibt sich, dass wir die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen chemischen Substanzen und deren Einfluss auf den Stoffwechsel noch nicht ausreichend einschätzen können. Ich glaube daher, dass sich viele der genannten Gesundheitsprobleme aus der veränderten Lebensweise (weniger Bewegung, weniger Tageslicht, mehr elektronisches Blaulicht, mehr verarbeitete Lebensmittel und Umweltgifte) ableiten lassen.
Schlaftracker-Studie
Samsung hat als Elektronikhersteller Zugriff auf die Daten der Nutzer seiner Schlaftracker. Die Auswertung der Schlafdaten (Have We Been Sleeping Well? Samsung’s Global Sleep Health Study Answers the Age-Old Question) ergab Interessantes:
Der Untersuchungszeitraum von Juni 2021 bis Mai 2022 wurde verglichen mit den Daten von Juni 2022 bis Mai 2023. Dabei wurde festgestellt, dass die durchschnittliche Schlafdauer von 7 Std und 3 Min auf 6 Std und 57 Min sank.
Weitere Ergebnisse:
- Frauen sind stärker betroffen als Männer,
- ältere Menschen schlafen ebenfalls weniger
- außerhalb von Nordeuropa und Nordamerika lag die durchschnittliche Schlafdauer überall unter 7 Stunden.
Wenn man diese Daten ernst nehmen kann (wie gut sind die Tracker wirklich?), dann beträgt die Schlafdauer schon nicht mehr die allgemein angenommenen 8 Stunden, die ein „Normalmensch“ benötigen soll.
Ist die Zunahme von Depressionen, Herz-Kreislauferkrankungen und Bluthochdruck sowie Diabeteserkrankungen und auch Adipositas der reduzierten Schlafzeit geschuldet oder verhält es sich umgekehrt? Längerer Schlaf geht nach einer in GEO zitierten amerikanischen Studie an 80 Testpersonen mit einer Reduktion der am Tage aufgenommenen Kilokalorien einher. Durch Schlafcoaching schliefen die Probanden 1,2 Stunden länger und nahmen ca. 270 kcal/Tag weniger zu sich.
Rechnerisch sind das 30 g Fett.
Wenn also mehr Schlaf uns weniger krank und dick werden lässt, dann müssen wir uns mit dem Schlaf auseinandersetzen.
Wir wissen heute, dass vornehmlich unser Gehirn den Schlaf für die Selbstorganisation benötigt, aber auch, dass die teils neuronal, teils hormonell gesteuerte Regeneration aller Zellen im Körper gestört ist, wenn wir nicht ausreichend schlafen.
Der Schlaf und seine Architektur
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM) und die American Academy of Sleep Medicine (Amerikanische Akademie für Schlafmedizin, AASM) differenzieren zwischen fünf Schlafstadien:
Stadium W (wach)
Stadium N1 – transienter Leichtschlaf (Non Rapid Eye Movement1: NREM 1)
Stadium N2 – stabiler Leichtschlaf (NREM 2)
Stadium N3 – Tiefschlaf (NREM 3 + NREM 4)
Stadium R – Rem- bzw. Traumschlaf (REM)
Zusammen bilden die Schlafstadien einen etwa 70- bis 110-minütigen Zyklus, der sich bis zu fünfmal pro Nacht wiederholt. Schlafmediziner bezeichnen diese Abfolge als „Schlafarchitektur“.
Stadiengerechter Schlaf fördert die Gesundheit
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird u.a. vom Tageslicht gesteuert. Wenn es dunkel wird, wird das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet und der Schlaf eingeleitet. Auch wenn es individuelle Unterschiede gibt, synchronisiert das Licht unsere innere Uhr mit der Umgebung, so dass wir mit der Dunkelheit müde und mit dem beginnenden Tageslicht wach werden. Unser Schlafrhythmus folgt diesem inneren Takt. Für die Regeneration des Gehirns und die Verarbeitung von Erlebtem ist eine intakte Schlafarchitektur essenziell. Die Schlafphasen müssen in der oben dargestellten Reihenfolge durchlaufen werden, damit Gelerntes abgespeichert und neu verknüpft werden kann. Nach der Abspeicherung in höheren Gehirnzentren wird das „Tagesgedächtnis“ regeneriert, belegte Speicher werden freigegeben und stehen für den nächsten Tag wieder zur Verfügung.
Störungen der Schlafarchitektur können zu kognitiven Einschränkungen, Lern- und Konzentrationsstörungen. Bestehen sie langfristig können auch Orientierungsstörungen, Störungen des Antriebs und affektiven Störungen auftreten.
Man kann ausgefallenen Schlaf nicht vollständig nachholen. Wenn einzelne Schlafphasen ausfallen, fehlt die in diesen Phasen geleistete Arbeit des Gehirns. Welche Folgen das unter welchen Bedingungen bei welchen Menschen hat, und wie lange solche Störungen bestehen müssen, um möglicherweise dauerhafte Schäden auszulösen, ist heute unklar.
Krankheiten, wie Alzheimer und andere Demenzformen, Morbus Parkinson, Mild Cognitive Impairment (MCI = leichte Konzentrations- und Gedächtnisstörungen), ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom), Autismus und Depressionen, sind in ihrer Entstehung nicht geklärt. Entsprechend sind medikamentöse Therapieversuche bisher symptomatische Ansätze, die aber die (noch unbekannten) Ursachen nicht adressieren.
Therapieoptionen bei uns
Seit einigen Jahren behandeln wir erfolgreich Demenz, Mild Cognitive Impairment(MCI) und Morbus Parkinson mit Schallwellen, die das Gehirn stimulieren. Neuer Studien legen nahe, dass auch Depression, Autismus und AD(H)S positiv auf die Behandlung reagieren. Dabei handelt es sich um Heilversuche. Die jetzt publizierten Ergebnisse sind vielversprechend, aber nicht ausreichend validiert sind.
TPS (Transcranielle Puls Stimulationstherapie) ist eine nebenwirkungsarme und schmerzlose Behandlungsmethode, die als Option, die zur Therapie der genannten Krankheiten infrage kommt.
Wir sehen den Menschen als Ganzes und führen deshalb vor einer TPS-Behandlung eine umfassende Untersuchung durch. Häufig finden wir begleitende Faktoren, die die Hirnfunktion stören können. Dazu gehören chronische Zahn- oder Kieferknochenentzündungen (so genannte stille Entzündungen), Nährstoffmängel, die nicht nur auf Mangelernährung, sondern auf einer Aufnahmestörung im Verdauungstrakt beruhen können, Medikamentennebenwirkungen, die die Mitochondrien schädigen (oft Säureblocker, Psychopharmaka und Fettsenker) und z.B. Durchblutungsstörungen. Nach Behandlung dieser störenden Faktoren/Erkrankungen wird die TPS-Behandlung effektiver.
Weitere Informationen erhalten Sie auf dieser Homepage (www.tank-deutschland.de) oder gerne im direkten Gespräch mit uns. (info@therapeutikum-hamburg.de zu Händen Dr. Tank)
Ich möchte Sie im Zusammenhang mit diesem Artikel auf ein Buch hinweisen:
Prof. Dr. Günther W. Amann-Jennson
„Einfach gesund schlafen“
ISBN 978-3-424-15481-8
Das Buch enthält viele interessante Anregungen zum Thema Schlaf und Schlafgesundheit.
Gewichtsprobleme
- Um Januar 22, 2025
- Von mtank
- In Aktuell, Praxis News, Allgemein
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Zu dick? Zu dünn? BMI? Der BMI hat ausgedient
Vom Body-Mass-Index (BMI) haben Sie bestimmt schon gehört.
Der belgische Mathematiker und Astronom Adolphe Quetelet erfand 1832 die Formel, um den BMI zu berechnen. Damals wurde der BMI nach seinem Erfinder als “Quetelet Index” benannt. Körpergröße und Gewicht gehen in die Berechnung nach folgender Formel ein:
BMI = Gewicht geteilt durch Körperlänge in Metern zum Quadrat
Beispiel:
90 kg Körpergewicht für einen Menschen mit 1,80 m Körpergröße
ergibt 90 /(1,8×1,8) = 90/3,24 =27,8
Nach der geltenden Tabelle würde dieser Mensch als übergewichtig eingestuft.
Kategorie | BMI (kg/m²) | Körpergewicht |
Starkes Untergewicht | < 16 | Untergewicht |
Mäßiges Untergewicht | 16 – 16,9 | |
Leichtes Untergewicht | 17 – 18,4 | |
Normalgewicht | 18,5 – 24,9 | Normalgewicht |
Präadipositas | 25 – 29,9 | Übergewicht |
Adipositas Grad I | 30 – 34,9 | Adipositas |
Adipositas Grad II | 35 – 39,9 | |
Adipositas Grad III | ≥ 40 |
Fettleibigkeit nimmt seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts weltweit zu. Nach Selbstangaben sind in Deutschland 46,6% der Frauen und 60,5% der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen, 19,0% der Erwachsenen weisen eine Adipositas auf. (https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JHealthMonit_2022_03_Uebergewicht_GEDA_2019_2020.pdf?__blob=publicationFile)
Adipositas (Fettleibigkeit, engl: Obesity) nennt man das krankhafte Übergewicht. Zugrunde gelegt wird der BMI.
Wie Sie wissen, arbeite ich auch mit Leistungssportlern. Ein Hammerwerfer, der bei 1,84 m 116 kg auf die Waage bringt, hat einen BMI von 34,2 und wäre damit als krankhaft fettleibig einzustufen. Jedem ist klar, dass der BMI also nur eine grobe Einschätzung erlaubt und die Körperform sowie deren Zusammensetzung nicht berücksichtigt.
Es ist bekannt, das krankhaftes Übergewicht erhebliche medizinische Folgen haben kann.
Gedächtnisverlust, Kopfschmerzen, Atembeschwerden und/oder Schlafapnoe, Atemnot, Herzschwäche, Müdigkeit, Unterschenkelödeme (Wassereinlagerungen), Thrombosen, Bluthochdruck und daraus resultierend eine koronare Herzerkrankung, Herzrhythmusstörungen, Inkontinenz, Gelenkbeschwerden, Stoffwechselstörungen (Zucker, Fett, Hormone), Leberverfettung, eingeschränkte Nierenleistung, Zyklusstörungen bei der Frau, Potenzstörungen, Unfruchtbarkeit und in der Summe (teils auch altersbedingte) Einschränkungen im täglichen Leben.
Nun hat eine Expertenkommission besetzt mit 58 Fachleuten aller Kontinente und verschiedener Fachrichtungen sich auf eine Neubewertung von Übergewicht und Fettleibigkeit geeinigt.
Im Kern geht es darum, dass Größe und Gewicht alleine nicht zur Beurteilung von Krankheitsrisiken oder bestehenden Krankheiten ausreichen.
Es wird gefordert, dass die Körperzusammensetzung exakt bestimmt wird und bestehenden medizinische Probleme erfasst werden. Dabei spielt nicht nur das Gewicht im Verhältnis zur Größe eine Rolle, sondern auch ob Organe oder Gewebe bereits in Mitleidenschaft gezogen sind.
Fettleibigkeit wird als chronische Systemerkrankung verstanden, die Veränderungen in der Funktion von Organen oder Geweben oder dem gesamten Individuum oder Kombination der genannten auf dem Boden exzessiven Körperfetts hervorruft.
Präklinische Fettleibigkeit wird definiert als starke Fettleibigkeit mit erhaltenen Organ- und Gewebefunktionen und gestiegenem Risiko für Folgeerkrankungen. Die manifeste Adipositas weist entsprechend eingeschränkte Organ- und Gewebefunktionen auf und geht mit Symptomen einher.
Für die klinische Praxis ist also der BMI ein grobes Instrumentarium, dass eine Vorselektion erlaubt, wenn man größere Gruppen selektieren will. Der einzelne Patient muss individuell untersucht werden. Es gibt normgewichtige schlanke Menschen, die viel Körperfett in den inneren Organen einlagern und damit zwar schlank aber trotzdem krank sein können und es gibt Menschen, die übergewichtig sind und ihr Fett im verstärkten Maße in der Unterhaut einlagern, also dick aber innerlich gesund sind.
Diagnostik im Therapeutikum – Messung der Körperzusammensetzung
Wir messen in unserer Praxis die Körperzusammensetzung und können deswegen nicht nur die Fettmasse und ihre Verteilung beurteilen, sondern wir können auch beurteilen, wie gut die Zellen ernährt sind, wieviel Wasser eingelagert ist, wie groß die Muskelmasse und die Menge an Bindegewebe und Organen ist etc. Daraus berechnet sich der so genannte Grundumsatz, also die Energiemenge (Kalorien😊), die Ihr Körper in Ruhe verbraucht.
Mit diesen Daten können wir eine Beurteilung des Gesundheits- und Ernährungszustandes ableiten und Empfehlungen aussprechen.
Die von uns benutzte Bio-Impedanz Analyse (BIA) ist ein seit Jahrzehnen etabliertes Verfahren, das wir auch im Leistungssport zur Trainingssteuerung einsetzen.
Wir bieten, ebenfalls schon seit Jahren, eine Diätberatung und eine Abnehmprogramm (Hepafast®) an.
Inzwischen gibt es ja die „Abnehmspritzen“, die in den Stoffwechsel eingreifen und zur Gewichtsabnahme führen. Die Kosten für die Spritzen werden inzwischen von den Kostenträgern übernommen, wenn eine Fettleibigkeit mit einem BMI > 30 vorliegt. (über den Sinn, den BMI zu verwenden, haben Sie ja eben gelesen 😉).
Ganz so einfach, wie es in den Medien gerne dargestellt wird, ist die Sache mit den Spritzen aber nicht. Erhebliche Nebenwirkungen bis zur Bauchspeicheldrüsen-Entzündung sind möglich. Dennoch glaube ich, dass diese GLP-1-Antagonisten, wie die Substanzgruppe genannt wird, bei richtiger Anwendung und ärztlicher Begleitung ein wirksamer Faktor zur Gewichtsregulation und zur Verbesserung der Folgen von erheblichem Übergewicht sein kann. In Kombination mit einer Lebensumstellung (Ernährungsgewohnheiten, Schlaf, Bewegung) ist auch langfristig eine Gewichtskontrolle im „gesünderen“ Bereich möglich.
Wir erweitern unser Angebot und bieten – ärztlich begleitet – den Einsatz der GLP-1-Antagonisten an, wenn es medizinisch sinnvoll und indiziert ist.
Bitte sprechen Sie uns an!
Newsletter und Kurzbeiträge – jetzt unter Aktuell
- Um September 27, 2024
- Von mtank
- In Aktuell, Praxis News, Allgemein
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Liebe Leser,
wir ändern unsere Gepflogenheiten. In unregelmäßigen Abständen erscheinen Artikel zu verschiedenen Themen jetzt unter der Rubrik BLOG/Aktuell.
Etwa 4 x im Jahr werden die neu erschienenen Artikel zu einem Newsletter zusammengefasst und an diejenigen versendet, die den Newsletter abonniert haben. Sie können bei Interesse direkt unter dem Menue-Punkt BLOG/ Aktuell stöbern, oder Sie bekommen, wie gesagt, die neuen Werke zusammengefasst als Newsletter, wenn Sie sich angemeldet haben (auf der Startseite unten).
Good bye Tokyo
- Um August 05, 2021
- Von mtank
- In Tokyo 2020, Teambetreuung, Allgemein
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19-5-5- die magischen Zahlen
Gestern Abend, 21:42 Ortszeit, war der Traum von einer Medaille ausgeträumt. Chancenlos mussten sich Thole/Wickler den russischen Weltmeistern geschlagen geben. Die Russen, in allen Teilelementen des Beachvolleyballs an diesem Abend überlegen, ließen keinen Zweifel daran, was sie wollen – nämlich ins Halbfinale.
Wir hatten keine Mittel, um dem russischen Aufschlaggewitter etwas entgegenzusetzen. Damit sind die Spiele für uns jetzt auch zu Ende.
Nach einem feucht fröhlichen Umtrunk bis heute Nacht um 2 schliefen wir uns aus. Jetzt habe ich die Rückflüge für das Team gebucht, morgen um 9:00 Uhr Ortszeit verlassen wir das Dorf auf nimmer wiedersehen.
Nun heisst es packen, die Zimmer übergeben und sich von allem zu verabschieden.
Über ein Highlight möchte ich aber noch berichten. Maggi Und Laura, gesponsort von Adidas, wurden samt Entourage ins Adidashaus eingeladen, Schnelltest und Fiebermessen inclusive.
Die hiesige Adidaszentrale befindet sich in einem Hochhaus auf der 45 Etage. Nach einem kurzen Empfang machten die Mädels Fotos für Adidas, während wir in die 47. Etage geführt wurden. Hier gibt es ein Restaurant und eine atemberaubende Aussicht über Tokyo. Am Horizonz ist der Fujujama zu sehen, der ca. 100 km entfernt ist.
Endlich ein Menue serviert zu bekommen, anstatt sich die weitgehend ungewürzten Einzelheiten an unterschiedlichen Staionen in der Mensa zusammenzusuchen, endlich ein Glas Weißwein trinken, aus einem richtigen Weinglas, statt Pappbecher… Da merkt man erst, was einem fehlt.
Heute gibt es einen kurzen Ausflug ins Hilton Hotel, in dem unsere Teammitglieder, die nicht im olympischen Dorf wohnen, untergebracht sind. Der Sportdirektor hat Geburtstag. Also gibt es ein kleines, aber teures Abschlußessen (Burger 33€ :-o).
Dann wird die letzte Nacht kommen, Frühstück, Gepäckabgabe, Zimmerabgabe, eine Tschüß-Runde und dann ist Tokyo für mich Geschichte. Und sehr wahrscheinlich ist damit auch meine olympische Karriere beendet. Zumindest plane ich nach knapp 30 Jahren Leistungssportbetreuung meinen Job als Beachvolleyball-Verbandsarzt an einen Nachfoger zu übergeben.
Ich freue mich auf den Flug nach Hause. Endlich wieder ohne Maske im Freien, endlich wieder Gesichter sehen, vertraute Menschen treffen.
Bleibt noch die 19-5-5 aufzuklären. Es sind die Platzierungen der deutschen Teams. Diese sind für die Zukunft, nämlich die Vergabe der Finanz-Mittel des Innenministeriums an den Volleyballverband entscheidend. Nach 19-17-1 in Rio und 9-5-1 in London ist das ein akzeptables Ergebnis. Es geht hauptsächlich um Medaillen und Platzierungen unter den ersten Acht. Die haben wir geliefert. Ich bin dankbar und ein wenig stolz, Teil dieser Geschichte gewesen zu sein, zweimal Olympiasieger betreut zu haben und Dinge erlebt zu haben, die man für Geld nicht kaufen kann.
Ich hoffe Sie hatten Spaß beim Lesen dieses Blogs. Es wird der vermutlich letzte von mir sein.
Machen Sie es gut!
Ihr Dr. Michael Tank