Da war es nur noch eins
- Um August 17, 2008
- Von mtank
- In Peking 2008
- 0
Die Maedels haben es hinter sich…
Nachdem Sara und Laura nie ihre Nerven in den Griff bekommen haben und die Oesterreicher das Turnier ihres Lebens spielten, ging das Spiel trotz 14(!) direkter Aufschlagpunkte ungluecklich verloren. Wir haben zwar das Spiel dominiert und auch mehr Punkte als der Gegner erzielt, leider aber nicht die entscheidenen Punkte gemacht. Das aber unterscheidet ein gutes Team von einem besseren Team. Und an diesem Abend waren die Oesterreicherinnen, die nichts zu verlieren hatten, eben genau um das Quentchen lockerer, konsequenter und gluecklicher, um den letzten Punkt zu erzielen.
Unser „B-Team“ ;-)) hatte es etwas schwerer. Mit Brasiliens Verlegenheitsmannschaft (Ana Paul spielt fuer die Kreuzband-geschaedigte Juliana) wartete eine loesbare aber nicht leichte Aufgabe. Nachdem sich die Taktik in den ersten Ballwechseln als richtig erwies und wir 7:2 fuehrten, brauchten die Brasilieanerinnen genau eine Auszeit, um sich klar zu wereden, dass der Schluessel zum Spiel bei Stephie lag. Nach dieser ersten Auszeit wurde Stephie unter Druck gesetzt und hielt diesem nicht stand. Okka’s Bemuehungen ihr zu helfen brachten keine Stabilitaet, so dass am Ende eine schlechte deutsche Leistung zu einem klaren Sieg der Maedels aus Ipanema fuehrte. Immerhin gewann mit Ana Paula eine der Grande Dames des Beachvolleyball ihr wohl letzten Spiel bei Olympischen Spielen. Gegen die USA heute wurde Brasilien naemlich von Misty und Kerry demontiert. Mit Ana Paula verlaesst eine der Spielerinnen mit starker Ausstrahlung und beeindruckender Persoenlichkeit den Olympischen Zirkus. Von ihrer Sorte fehlen welche auf der Tour…
Ueberraschungssieg gegen China
David und Eric konnten am folgenden Morgen erstmals ihre volle Leistungsfaehigkeit abrufen und liessen sich auch nicht von den 12 000 ueberwiegend chinesischen Zuschauern beeinflussen. Deutlicher als gehofft konnten die Chinesen bezwungen werden. Allerdings wartet in diesem Baum des Spieltableaus nun USA I (Rogers/Dalhauser). Dieses Duo hatte zuletzt immer Glueck, wenn es knapp wurde und duerfte nur sehr schwer zu schlagen sein. Und falls wir diese Huerde meistern sollten waere mit Nummerdor/Schuil im Spiel um den Einzug ins Halbfinale der dritte superschwere Brocken vor uns.
Aber wir denken von Spiel zu Spiel und haben den Vorteil, dass nach den anfaenglichen Leistungen der beiden niemand mehr etwas erwartet. Vielleicht schafft das die noetige Lockerheit, die allen anderen Teams hier gefehlt hat.
Langsam zeigen sich Ermuedungserscheinungen
Das Hauskeeping, bei uns von Blauhemden (=unbezahlte Freiwillige) durchgefuehrt, wird immer schlechter. Gefegt wird nur in der Mitte des Zimmers, falls etwas rumliegt wird es nicht hochgehoben, sondern drum rum gearbeitet. Inzwischen schrubben wir das Bad selbst, weil die chinesischen Normen fuer Hygiene hier immer mehr Platz greifen. Dass die Waescherei ihren Namen nicht verdient, hatte ich schon mal bemerkt. Aber das gelieferte Handwaschmittel ist super. Mann legt die Sachen etwa 8 Stunden ein und muss dann gut spuelen, damit wird’s auf jeden Fall sauberer, als in der Waescherei. Und die Haende sind auch gleich sauber, man muss nur aufpassen, dass einem nicht die Haut abfaellt :-).
Gestern waren Ekke und ich erstmals im Deutschen Haus. Bier aus Glaesern, Essen von Geschirr aus Porzellan und Metallbesteck!Wer wir wir nun fast 3 Wochen nur von Pappe isst und Plastikbesteck bekommt (Green Olympics, alles wird recycelt – sagen sie jedenfalls), freut sich auf „anstaendiges Besteck und Geschirr“.
Das Deutsche Haus, im Hotel Kempinski gelegen, ist ein Treffpunkt fuer Athleten, Trainer und Sponsoren. Das deutsche Fernsehen haelt sich dort auf und dreht in einem abgeteilten Bereich. Und man kann ARD/ZDF sehen und bekommt mal etwas mit. Ansonsten ist dort alles akkreditiert, dass sich wichtig fuehlt, oder als solches angesehen wird. Natuerlich alle Olympiateilnehmer und deren vollakkreditierte Coaches. Wer zu den Hauptsponsoren gehoert, kann Leute einladen und diese haben dann den vollen Service. Das bedeutet: man kommt durch die per Fingerabdruck gesicherten Eingaenge rein und raus, man kann kostenlos essen und trinken, erlebt alle Medaillengewinner live auf der Buehne oder an der Theke, kann Promis treffen oder solche, die dafuer gehalten werden (Man glaubt es nicht, aber Frau Almsick ist live echt kein Hingucker), kann den Reisebueroservice nutzen und bekommt auch sonst bei ziemlich allem, was einem Probleme macht, Unterstuetzung. Und man darf auf Mercedes-Benz Shuttles zurueckgreifen, was angesichts der Taxifahrprobleme (die normalen Taxifahrer verstehen nichts und duerfen auch kaum irgendwohinfahren) eine wesentlich Erleichterung ist. Es ist nicht ratsam hier irgendwie zu Fuss oder gar mit oeffentlichen Verkehrsmittel zu fahren, obwohl unsere Akkreditierung ueberall als Ticket gilt und wir keine Fahrkarten brauchen. Busse/U-Bahnen sind voll und zwar im asiatischen Sinne voll. Einatmen wird schwierig, so wird da gedraengelt und eben auch geschickt geklaut.
Dennoch: Der Bruder eines unserer Athleten hat seine Papiere, Kreditkarte, Handy im Taxi vergessen, hatte aber gluecklicherweise die Taxiquittung in der Hosentasche. Der Fahrer ist tatsaechlich nach einem Anruf umgekehrt und hat alles unberuehrt zurueckgebracht. Ob das in Deutschland so auch passiert waere?(Bei uns gibt es ja kaum einheimische Taxifahrer:-)))
Heute ist Athletenabend im Deutschen Haus. Das bedeutet, dass keine „fremden Gaeste“ und vorallem keine Journalisten rein duerfen. Wir Nichtathleten sind geduldet, koennen aber bestimmte Bereiche nicht betreten, damit die Sportler mal unter sich sind. Diese Veranstaltung, die ich schon in Atlanta und Athen erlebt habe, ist ein echter Gewinn. Das deutsche Haus ist ueberladen an Menschen, von denen man sich fragt, was die da suchen, und da tut ein Tag, der der Kernmannschaft gewidmet ist, echt gut.
Auf jedenfall gibt’s lecker Weisswein und gutes Essen. Allerdings muessen wir morgen frueh raus, weil unsere Jungs um 10 gegen USA spielen und das interne Protokoll, der individuelle Count Down vor dem Spiel, startet bei uns 2 Stunden vorher. Und davor muss man wach sein, gefruehstueckt haben und seine Klamotten zum Shuttle tragen.
Ich hoffe doch sehr, dass das morgen nicht das letzte Mal ist, dass wir das Procedere durchlaufen. Unsere Hallenmannschaft weiss seit gestern, dass Olympia morgen endet, wenn sie nicht voellig unerwartet Brasilien schlaegt. Und das erwartet niemand, nicht mal sie selbst.
Ueberhaupt wird alles etwas lockerer hier, weil die, die fertig sind, feiern oder Olympiatourismus betreiben. Bis jetzt ist es noch so ruhig geblieben, dass man noch gut schlafen kann. Das habe ich schon anders erlebt.
Ich hoffe ich kann im naechsten Beitrag von einer erfolgreichen Schlacht gegen USA berichten. Fuer die, die es im Fernsehen verfolgen wollen: Wir spielen um 4.oo Uhr MESZ.