Erste Enttaeuschung – Medaillenanwaerter scheiden aus
- Um August 15, 2008
- Von mtank
- In Peking 2008
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Fairness zahlt sich nicht aus. Das mussten wir gestern lernen. Das nur bei Olympia aus vermeintlicher Erschwernis von Manipulationen eingefuehrte Wertungsystem hat sich selbst ad absurdum gefuehrt. Wer fair ist fliegt raus. Der Weltverband hat sich selbst ein Ei ins Nest gelegt und nun ist eine heftige Disskusion daraus entstanden. Ist es nun Dummheit, oder sind wir Deutschen zu ehrlich, zu fair?
Der Sachverhalt: Anders als auf „normalen Turnieren“ zaehlen Saetze bei der Abrechnung im Pool nicht. Stattdessen zaehlen nur die kleinen Punkte, also die Summe aller erzielten und abgegebenen Punkte, – daraus errechnet sich ein Quotient, die Pointratio.
Bei Gleichheit im Pool, also wenn zwei Teams gleichviele Spiele gewonnen haben (Saetze zaehlen nicht!), wird der direkte Vergleich gewertet. Wer also das Spiel gegeneinander gewonnen hat ist von den beiden gleichen Mannschaften vor der anderen plaziert.
Ganz anders ist es, wenn drei Mannschaften gleich sind. Da zaehlen zuerst die Punktquotienten. Dadurch ist dann eine Mannschaft Erster, die beiden anderen werden dann aber wieder nach dem direkten Vergleich bewertet.
Nun unsere Situation:
Durch den Sieg gegen Cuba und die Niederlage gegen USA waren Okka und Stephie vor dem Spiel mit 2:2 Punkten gelistet, Holland hatte nach 2 Niederlagen 0:4 Punkte. Da Cuba gegen USA verlor und damit 2:4 Punkte hatte, waren folgende Konstellationen denkbar:
Deutschland verliert gegen Holland, dann haben alle drei Mannschaften hinter den USA (6:0) ein Spiel gewonnen und 2 verloren. Da diese drei nun gleich sind, zaehlen zuerst die kleinen Punkte, bei denen Cuba sehr gut stand, da sie die Hollaender nach deren disastroeser Leistung hoch besiegt hatten. Nach dem Cuba also dann wegen des Punktquotienten Gruppenzweiter waere, wuerde zwischen Holland und uns der direkte Vergleich zaehlen, den Holland gewonnen haette und wir waeren letzter und damit raus.
Nun kaeme es also auf die kleinen Punkte an. Wenn wir Holland sehr hoch gewinnen liessen, so dass sie einen besseren Punktquotienten erreichten als Cuba, ergaebe sich die Konstellation, dann Holland zweiter ist und wir dritter, da Cuba den direkten Vergleich gegen uns verloren hat. Es wurde also eine hohe Niederlage dazu fuehren, dass wir dritter sind und damit zumindest noch ein Spiel um den Einzug in die naechste Runde haetten, eine knappe Niederlage haette zum Ausscheiden gefuehrt. Soweit das besonders sinnige System des Weltverbandes.
Dadurch dass die Maedels gewonnen haben, brauchte nicht gerechnet zu werden, und Holland war raus.
Bei den Junge ereilte uns aber das eben geschilderte Schicksal. Brink/Dieckmann haetten im zweiten Satz nicht mehr als 14 Punkte bekommen duerfen, dann waeren sie Dritter und Japan waere raus gewesen. Durch die knappe Niederlage (22:20 im zweiten Satz) wurden wir Letzter und Holland durfte um den Einzug in die naechste Runde spielen. Wer kaempft wird bestraft und wer abschenkt hat eine neue Chance – ist das der sportliche Gedanke?
Das Spiel gewannen Eric und David dann aber, so dass wir nun morgen frueh China herausfordern duerfen. Da die Chinesen vormittags und wir immer gegen Mitternacht gespielt haben, duerfte unser wesentlicher Nachteil in der Umstellung der Zeit liegen. Die Jungs haben immer bis Mittags geschlafen um nachts fit zu sein und nun sollen sie um 9 den Wettkampf beginnen. Ist zwar nicht fair, aber der TV-Forderung nach Quote geschuldet.
Heute beginnt die K.O.-Runde der Maedels, mit den Kueken gegen Oesterreich, und danach werden wir vom neu formierten Brasilienduo (eine Spielerin fiel wegen Kreuzbandrisses aus) herausgefordert. Koennte eng werden, kann aber klappen. Ich hoffe, dass heute noch nicht fuer die Maedels Schluss ist, denn ab nun bedeutet jede Niederlage das Ausscheiden (ausser im Halbfinale natuerlich).
Nach nun 2 Tagen mit reichlich Regen haben wir heute beste Bedingungen, es ist warm aber nicht schwuel und die Luft ist erstmals rein.
Heute abend bei Harald Schmidt und Harry wird HaraLd das baggern beigebracht, Studiogaeste sind Sara und Laura, die um die Zeit hoffentlich schon 5. sind!
Die Stimmung im Team ist bescheiden, was immer passiert, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt. Dass die Mannschaft, die sich selbst die GOLD-Medaille als Ziel gesetzt hat, nur eine maessige und zwei schlechte Leistungen zustande bringt, trifft alle schwer. Auszuscheiden, wenn man seine Leistung gebracht hat, ist okay, aber von sich selbst enttaeuscht zu sein, tut weh. Gruede gibt es viele, – dass wir unser geplantes Trainingslager nicht durchfuehren durften, ist sicher einer davon.
Ich hoffe nur, dass ich nicht heute Abend nur noch eine Mannschaft im Turnier habe und die dann morgen Mittag auch schon raus ist. Ich will zwar auch mal was von Peking sehen, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Nun wird’s Zeit, die Maedels fahren raus und die Medizin muss mit!