Gewichtsprobleme
- Um Januar 22, 2025
- Von mtank
- In Aktuell, Praxis News, Allgemein
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Zu dick? Zu dünn? BMI? Der BMI hat ausgedient
Vom Body-Mass-Index (BMI) haben Sie bestimmt schon gehört.
Der belgische Mathematiker und Astronom Adolphe Quetelet erfand 1832 die Formel, um den BMI zu berechnen. Damals wurde der BMI nach seinem Erfinder als “Quetelet Index” benannt. Körpergröße und Gewicht gehen in die Berechnung nach folgender Formel ein:
BMI = Gewicht geteilt durch Körperlänge in Metern zum Quadrat
Beispiel:
90 kg Körpergewicht für einen Menschen mit 1,80 m Körpergröße
ergibt 90 /(1,8×1,8) = 90/3,24 =27,8
Nach der geltenden Tabelle würde dieser Mensch als übergewichtig eingestuft.
Kategorie | BMI (kg/m²) | Körpergewicht |
Starkes Untergewicht | < 16 | Untergewicht |
Mäßiges Untergewicht | 16 – 16,9 | |
Leichtes Untergewicht | 17 – 18,4 | |
Normalgewicht | 18,5 – 24,9 | Normalgewicht |
Präadipositas | 25 – 29,9 | Übergewicht |
Adipositas Grad I | 30 – 34,9 | Adipositas |
Adipositas Grad II | 35 – 39,9 | |
Adipositas Grad III | ≥ 40 |
Fettleibigkeit nimmt seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts weltweit zu. Nach Selbstangaben sind in Deutschland 46,6% der Frauen und 60,5% der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen, 19,0% der Erwachsenen weisen eine Adipositas auf. (https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JHealthMonit_2022_03_Uebergewicht_GEDA_2019_2020.pdf?__blob=publicationFile)
Adipositas (Fettleibigkeit, engl: Obesity) nennt man das krankhafte Übergewicht. Zugrunde gelegt wird der BMI.
Wie Sie wissen, arbeite ich auch mit Leistungssportlern. Ein Hammerwerfer, der bei 1,84 m 116 kg auf die Waage bringt, hat einen BMI von 34,2 und wäre damit als krankhaft fettleibig einzustufen. Jedem ist klar, dass der BMI also nur eine grobe Einschätzung erlaubt und die Körperform sowie deren Zusammensetzung nicht berücksichtigt.
Es ist bekannt, das krankhaftes Übergewicht erhebliche medizinische Folgen haben kann.
Gedächtnisverlust, Kopfschmerzen, Atembeschwerden und/oder Schlafapnoe, Atemnot, Herzschwäche, Müdigkeit, Unterschenkelödeme (Wassereinlagerungen), Thrombosen, Bluthochdruck und daraus resultierend eine koronare Herzerkrankung, Herzrhythmusstörungen, Inkontinenz, Gelenkbeschwerden, Stoffwechselstörungen (Zucker, Fett, Hormone), Leberverfettung, eingeschränkte Nierenleistung, Zyklusstörungen bei der Frau, Potenzstörungen, Unfruchtbarkeit und in der Summe (teils auch altersbedingte) Einschränkungen im täglichen Leben.
Nun hat eine Expertenkommission besetzt mit 58 Fachleuten aller Kontinente und verschiedener Fachrichtungen sich auf eine Neubewertung von Übergewicht und Fettleibigkeit geeinigt.
Im Kern geht es darum, dass Größe und Gewicht alleine nicht zur Beurteilung von Krankheitsrisiken oder bestehenden Krankheiten ausreichen.
Es wird gefordert, dass die Körperzusammensetzung exakt bestimmt wird und bestehenden medizinische Probleme erfasst werden. Dabei spielt nicht nur das Gewicht im Verhältnis zur Größe eine Rolle, sondern auch ob Organe oder Gewebe bereits in Mitleidenschaft gezogen sind.
Fettleibigkeit wird als chronische Systemerkrankung verstanden, die Veränderungen in der Funktion von Organen oder Geweben oder dem gesamten Individuum oder Kombination der genannten auf dem Boden exzessiven Körperfetts hervorruft.
Präklinische Fettleibigkeit wird definiert als starke Fettleibigkeit mit erhaltenen Organ- und Gewebefunktionen und gestiegenem Risiko für Folgeerkrankungen. Die manifeste Adipositas weist entsprechend eingeschränkte Organ- und Gewebefunktionen auf und geht mit Symptomen einher.
Für die klinische Praxis ist also der BMI ein grobes Instrumentarium, dass eine Vorselektion erlaubt, wenn man größere Gruppen selektieren will. Der einzelne Patient muss individuell untersucht werden. Es gibt normgewichtige schlanke Menschen, die viel Körperfett in den inneren Organen einlagern und damit zwar schlank aber trotzdem krank sein können und es gibt Menschen, die übergewichtig sind und ihr Fett im verstärkten Maße in der Unterhaut einlagern, also dick aber innerlich gesund sind.
Diagnostik im Therapeutikum – Messung der Körperzusammensetzung
Wir messen in unserer Praxis die Körperzusammensetzung und können deswegen nicht nur die Fettmasse und ihre Verteilung beurteilen, sondern wir können auch beurteilen, wie gut die Zellen ernährt sind, wieviel Wasser eingelagert ist, wie groß die Muskelmasse und die Menge an Bindegewebe und Organen ist etc. Daraus berechnet sich der so genannte Grundumsatz, also die Energiemenge (Kalorien😊), die Ihr Körper in Ruhe verbraucht.
Mit diesen Daten können wir eine Beurteilung des Gesundheits- und Ernährungszustandes ableiten und Empfehlungen aussprechen.
Die von uns benutzte Bio-Impedanz Analyse (BIA) ist ein seit Jahrzehnen etabliertes Verfahren, das wir auch im Leistungssport zur Trainingssteuerung einsetzen.
Wir bieten, ebenfalls schon seit Jahren, eine Diätberatung und eine Abnehmprogramm (Hepafast®) an.
Inzwischen gibt es ja die „Abnehmspritzen“, die in den Stoffwechsel eingreifen und zur Gewichtsabnahme führen. Die Kosten für die Spritzen werden inzwischen von den Kostenträgern übernommen, wenn eine Fettleibigkeit mit einem BMI > 30 vorliegt. (über den Sinn, den BMI zu verwenden, haben Sie ja eben gelesen 😉).
Ganz so einfach, wie es in den Medien gerne dargestellt wird, ist die Sache mit den Spritzen aber nicht. Erhebliche Nebenwirkungen bis zur Bauchspeicheldrüsen-Entzündung sind möglich. Dennoch glaube ich, dass diese GLP-1-Antagonisten, wie die Substanzgruppe genannt wird, bei richtiger Anwendung und ärztlicher Begleitung ein wirksamer Faktor zur Gewichtsregulation und zur Verbesserung der Folgen von erheblichem Übergewicht sein kann. In Kombination mit einer Lebensumstellung (Ernährungsgewohnheiten, Schlaf, Bewegung) ist auch langfristig eine Gewichtskontrolle im „gesünderen“ Bereich möglich.
Wir erweitern unser Angebot und bieten – ärztlich begleitet – den Einsatz der GLP-1-Antagonisten an, wenn es medizinisch sinnvoll und indiziert ist.
Bitte sprechen Sie uns an!