Grosse Mauer – kleine Haeuser
- Um August 04, 2008
- Von mtank
- In Peking 2008
- 0
Ni haou aus Beijing!
Gestern waren wir auf der Chinesischen Mauer. Nach zunaechst 30 Minuten in praller Sonne, weil der Bus nicht da war, wo wir ihn hin bestellt hatten und mehreren genervten Athleten fuhren wir nach Norden Richtung Mutianyu. Dort wurden wir von einer Horde von Hollaendern in Oranje ueberrascht. Wie sich spaeter rausstellte, waren es die Bediensteten des Hollaendischen Hauses hier in Peking, die einen Betriebsausflug machten. Unser Guide Kong Lin war aber clever und besorgte die Karten fuer die Seilbahn, mit der man auf die Mauer kommt, so schnell, dass wir die Oranjes ueberholen konnten. Der von uns besuchte Abschnitt der „Grossen Mauer“ ist restauriert, so dass man sich gut vorstellen kann, wie die kleinen Chinesen hier durch Mini-Schiessscharten und zwischen den Zinnen hindurch die 5 Meter tiefer stehenden Angreifer bekaempft haben muessen. Die Treppenstufen sind so klein, dass der europaeische Normalfuss kaum drauf passt und eine zuegige Fortbewegung gefaehrlich ist. Da die Mauer genau auf den Gipfeln/Kaemmen der Berge gebaut ist (700 – 400 vor Chr!), macht sie relativ viele Hoehenmeter. Wir jedenfalls waren nach dem etwa 2 km- Spaziergang geschafft und nass. Bei gestern blauem Himmel und 35Grad gibt es ausser in den alle 200-300m errichteten Festungstuermen keinen Schatten. Der Weg hinab erfolgte mit einer Schlittenfahrt. Eine 1,5 km lange Schlittenbahn, – in etwa eine breite Dachrinne mit 1m Durchmesser ermoeglicht mit einem auf Gummiraedern laufenden Schlitten und einer Bremse eine recht gute Kontrolle der Geschwindigkeit. Vor jeder Kurve steht ein Chinese und bruellt mit Megaphon: Break, Break! Weil einige von uns doch ein bisschen Schiss bekommen haben, mussten die Nachfolgenden leider bremsen und warten…:-(( dabei hatten wir eigentlich ausgemacht: wer bremst – verliert!Meine ueber 100 Kilo waren eine klarer Rennvorteil!
Nachmittags wollten wir die Altstadt Pekings ansehen (Hutons). Die Rikschafahrer wollten 15 Euro fuer einen Trip, wir boten 2 Euro und erlebten zum ersten Mal, dass wir doch zu hoch gepokert hatten. Fuer diesen Preis wollte uns keiner fahren. Bei allen anderen Verhandlungen vorher war ein Preisnachlass um bis zu 90% drin. Brillen, – nachgemachte Markenprodukte – werden bei der ersten Preisvorstellung mit etwa 45 Euro angeboten, wenn man gut handelt bekommt man eine fuer 5 Euro und noch ein Etui dazu. Den Chinesen macht Handeln Spass. Die Souvenirhaendler und auch die Staendeinhaber auf den Maerkten sind aufdringlich und fassen einen an und zerren rum. Man muss da schon deutlich gegenhalten, aber sie nehmen es einem nicht uebel, wenn man klar seine Vorstellungen durchzusetzen versucht.
So gingen wir zu Fuss durch die Hutons und lernten an den Eingaengen erkennen, wir hoch der Rang des jeweiligen Hausbesitzer war (als die Haueser gebaut wurden). Die Schwelle ist etwa 10 cm hoch, weil der boese Geist nicht huepfen kann und so nicht ins Haus schweben kann. Leider ist Alkohol in China traditionell – und so mancher Hausherr kann nach entsprechendem Genuss dann auch nicht mehr huepfen. Da wird es eine Menge kaputter Fuesse gegeben haben und immer wieder geben. Leider konnten wir einen Huton nicht von innen sehen. Das Gelaende, dass von einer sichtbaren Mauer umgeben ist, schliesst zwei Hoefe ein, – einen auf dem die Bediensteten wohnen, und einen, wo das Haus der hoechsten zu respektierenden Person steht. Links von diesem Haus wohnen die Toechter, rechts die Soehne, wobei der Erstgeborene das beste Haus erhaelt. Eine Familie ohne Soehne wird schlecht angesehen, deswegen wird solange Nachwuchs gezeugt, bis mindestens ein Sohn da ist.
Beide Hoefe sind durch eine Mauer getrennt, die einen Durchlass hat, den die Toechter erstmals im Leben passieren duerfen, wenn sie verheiratet werden und damit zum Ehemann ziehen. So jedenfalls war es frueher.
Das olympische Dorf ist langsam gefuellt, nun werden die Resourcen knapp. Der Kraftraum ist zu klein und deswegen zu den gewoehnlichen Zeiten ueberfuellt. Auch in der Mensa werden die Wege laenger, weil immer mehr Tische besetzt werden.
Gut dass wir so zeitig hier waren, deswegen haben wir unseren Rhythmus gefunden und sehen die Dinge gelassener. Wenn die staendige Buerokratie nicht waere, koennte man es hier echt aushalten. Die Beacher kennen sich untereinander und regeln Trainingseinheiten etc. unter sich. Nur das Organisationskommitee (BOCOG) meint, alles schriftlich und mit Deadline haben zu muessen und ist dann unflexibel, wenn sich spontane Aenderungen ergeben.
Wir koennen heute erstmal auf den Centercourt (Strenge Vorgabe von Zeitfenstern pro Nation und strenge Zugangskontrolle!) und wir haben mit Hong Fu Garden zum Glueck einen Ausweichplatz, auf dem wir zusaetzliche Trainingseinheiten absolvieren koennen. Nach meiner Erfahrung haben wir ab jetzt etwa 1 Woche Stress, wenn die Gruppenphase vorbei ist und sich das Teilnehmerfeld lichtet, dann stehen wieder mehr Traininigscourts zur Verfuegung und das ewige Gerangel um die beste Zeit hoert auf.
Fuer mich beginnt die Zeit der regelmaessigen Meetings. Einerseits treffen sich die Mannschaftsleiter taeglich um 7.30h, andererseits muss ich mich um die Belange von 4 Teams kuemmern, die alle einen anderen Rhythmus fahren. Wer nachts spielt, traininert auch nachts so dass wir die Medizin ab 0.30h oder spaeter machen mussen. Der ganze Ablauf der deutschen Zentrale ist aber auf einen “ normalen Tagesablauf “ abgestellt. Da bleibt kaum Zeit zu schlafen, da ich auch die Spiele vorort life betreuen muss. Unter diesem Aspekt muss dann die deutsche Mannschaftsleitung mal ohne mich auskommen – bzw. ich ohne die Infos.
So und nun findet gleich unser Teammeeting statt.