Histamin und andere Intoleranzen
- Um März 23, 2025
- Von mtank
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Histaminintoleranz – erworben nicht angeboren
Bauchweh, Blähungen, unregelmäßiger Stuhlgang. Diese Symptome zeigen ein Problem des Darms an, verraten aber nicht, was die Ursache ist. Bestehen solche Beschwerden länger und lässt sich eine „schulmedizinische“ Begründung nicht finden, wird schnell die Diagnose Reizdarm gestellt, was rein fachlich eine psychosomatische Erkrankung ist. Ich möchte in dem Zusammenhang auf mein Buch Reizdarm adé (www.buch-reizdarm-ade.de) verweisen.
Sehr häufig kommen Patienten mit der -teils selbst gestellten- Diagnose „Histaminintoleranz“ in meine Praxis. Deswegen möchte ich hier kurz Stellung nehmen.
Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der eine Rolle im Immunsystem und im Wasserhaushalt des Körpers spielt. Histamin entsteht im Körper aus der Aminosäure Histidin. Bakterien, die sich auf Nahrungsmitteln finden, die Eiweiße enthalten, können ebenfalls Histamin herstellen, außerdem entsteht es bei Vergärung von Lebensmitteln (Weinherstellung, Sauerkraut etc.)
Man muss zwischen der Histaminwirkung im Körper durch die körpereigene Freisetzung von Histamin und der Situation im Darm durch über Nahrung aufgenommenes Histamin unterscheiden. Im Körper erfolgt die Beseitigung von freigesetztem Histamin außerhalb von Zellen durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) und intrazellulär durch die Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).
Bei Allergien vom Soforttyp wird im Körper mehr Histamin freigesetzt als abgebaut werden kann. Dann kommt es, ausgelöst durch das freigesetzte körpereigene Histamin, zu allergischen Reaktionen bis hin zum allergischen Schock, der tödlich enden kann (z.B. Bienen- und Wespengiftallergie, Fischallergie, Medikamentenallergie etc.).
Zu einer erworbenen Histaminintoleranz gehört ein Mangel an Diaminoxidase (DAO) im Darm. Das Enzym wird von den Darmzellen gebildet, zumindest so lange diese gesund sind.
Der Darm ist Außenwelt, der Körper fängt erst hinter der Darmwand an. Bei einer symptomatischen Histaminintoleranz besteht eine Schwäche von außen zugeführtes Histamin im Darm zu neutralisieren. Damit ist eine Histaminintoleranz ein Symptom einer gestörten Enzymbereitstellung im Darm. Die Symptome werden zunächst im Verdauungstrakt bemerkt. Durch eine nicht intakte Darmwand können wirksame Mengen Histamin in den Körper gelangen und deswegen auch Einfluss auf Blutgefäße, Herz und Kreislauf nehmen.
Kranke Darmzellen sind in ihrer Funktion gestört. Einerseits können die kranken Darmzellen Nährstoffe nicht mehr gezielt aufnehmen. Andererseits bilden sie keine oder weniger der nötigen Verdauungsenzyme, so dass Nahrung und Fremdstoffe nicht richtig aufgespalten und abgebaut werden können. Auch der Abbau von Histamin ist somit gestört. Bei einer Histaminintoleranz sind, neben möglichen individuellen genetischen Schwächen, immer zusätzliche Faktoren nötig, die das System so belasten, dass die Schwäche verstärkt wird und zu Symptomen führt. Es handelt sich also um ein erworbenes Symptom bzw. eine erworbene Erkrankung. Und wenn man vorher nicht krank war, sollte es auch Möglichkeiten der Heilung geben.
Diät
Wenn man nichts zu sich nimmt, dass durch die Diaminoxidase verarbeitet werden muss, wirkt sich ein Mangel nicht aus. Man ist zwar nicht gesund, aber man leidet an keinen Symptomen. Wenn Sie Histamin-haltige Nahrungsmittel und Histamin-freisetzende Nahrungsmittel (so genannten Histamin-Liberatoren) meiden, geht es Ihnen besser. Das ist der Erfolg von gezielten Diäten, die wie ein großer Regenschirm wirken, der verhindert, dass Sie nass werden. Aber es regnet immer noch. Wenn Sie das Wetter ändern wollen, dann müssen Sie den Darm dazu bringen, wieder ausreichend funktionsfähige Diamonoxidase zu produzieren.
Ursachenforschung – Unverträglichkeiten
Für eine Heilung benötigen Sie den wirklichen Grund der Darmzellschädigung. Das gilt nicht nur für Histamin. Erworbene Intoleranzen, auch gegen Laktose, Fruktose oder Gluten und insbesondere gegenüber Histamin, sind in erster Linie ein Symptom einer Erkrankung der Darmschleimhaut. Die Ursache der Darmerkrankung, die die Intoleranzen auslöst, zu finden, ist das Problem, an dem sich die übliche Schulmedizin oft lange abarbeitet. Wird kein Auslöser gefunden wird, dann wird die Diagnose einer psychosomatischen Darmerkrankung gestellt.
Mit Hilfe ganzheitlicher Untersuchungsmethoden (z.B. Applied Kinesiology oder IST-Diagnostik) haben Sie eine Chance, Ursachen zu finden, die die „schulmedizinische Diagnostik“ übersieht. Nur wenn Sie herausfinden, was die Darmzellen schädigt und diese Ursache(n) beseitigen, dann können Sie wieder Histamin, Laktose, Gluten oder Fruktose verarbeiten und sich vielfältiger ernähren.
Mögliche Ursachen sind z.B.
- Infekte (Bakterien, Pilze, Parasiten)
- Toxinbelastung (Zahnmaterial, oft Metallionen, v.a. wenn unterschiedliche Metalle gleichzeitig im Mund verbaut sind, oder Umwelttoxine, Nahrungsmitteltoxine, Medikamente)
- Unverträglichkeiten (teils angeborene, teils erworbene Unverträglichkeiten oder Allergien, sowohl gegen Nahrungsmittel als auch gegen industrielle Hilfsstoffe)
- Zahnerkrankungen und Folgen zahnärztlicher Interventionen als so genannte stille Entzündungen (Weisheitszähne sind u.a. mit dem Dünndarm verbunden)
- Operationen und deren Folgen
Der Darm als Organ hat nur eine beschränkte Möglichkeit sich zu äußern. Deswegen sehen die Symptome unterschiedlicher Darmerkrankungen ähnlich oder gleich aus. Verstopfung oder Durchfall, Bauchschmerzen auch als Krämpfe, Blutung, Blähungen (Folge einer (Fehl-)Besiedlung mit Gas bildenden Mikroorganismen) sind die üblichen Symptome.
Erworbene Intoleranzen
Laktoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit, Fruktoseintoleranz können angeboren oder erworben sein. Wenn ca. 80% aller Menschen, die genetisch eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) in sich tragen, keine Beschwerden haben, dann kann die Genetik nicht die Ursache sein, sondern allenfalls den Boden bereiten für den Ausbruch einer Zöliakie.
Wenn eine Störung erworben ist, gibt es berechtigte Hoffnungen, die zusätzlichen Faktoren, die zum Ausbruch der Krankheit geführt haben, zu finden und zu behandeln und möglicherweise den vorherigen Zustand der Beschwerdefreiheit wieder herzustellen. Dabei können die in der Werbung beworbenen frei käuflichen Medikamente und Nahrungsergänzungen unterstützend wirken, in den meisten Fällen sind Sie jedoch nicht ursächlich wirksam und damit solange Geldverschwendung, bis die wirkliche Ursache gefunden und behandelt ist.
Im Moment hilft bei einer Glutenunverträglichkeit nur das Meiden von Gluten. Bei einer erworbenen Fruktoseintoleranz sollte Fruktose solange gemieden werden, bis die Ursache behandelt ist. Eine wichtige Unterstützung bei einer Histaminintoleranz ist -neben einer Meidung der entsprechenden Lebensmittel (siehe Liste unten)- die Gabe von hochdosiertem Vitamin B6, Mangan und Zink, weil diese Spurenelemente und Vitamine die Funktion der DAO unterstützen, oder des Enzyms selbst als Tablette (Daosin ®). Menschen mit Laktoseintoleranz profitieren von Laktose-freier Diät. Sie können sich helfen, indem sie das fehlende Enzym (Laktase) als Tablette zuführen.
Wenn Sie von chronischen Darmproblemen betroffen sind, empfehle ich nach dem Besuch Ihres Hausarztes und der üblichen Diagnostik, sich einem Arzt mit ganzheitlicher Diagnostik-Möglichkeit anzuvertrauen. Blutungen aus dem Darm gehören übrigens immer in eine ärztliche(!) Abklärung, und zwar zeitnah.
Typische Histamin-freisetzende Nahrungsmittel:
Rosenkohl, Meerrettich, bunte Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Tomaten, Soja, Grapefruit, Kiwi, Mandarine, Papaya, Zitrone, Hagebutte, Kakao,, Senf, Hühnereiweiß, Meeresfrüchte, Weizenkeime, Haselnüsse, Walnüsse, Bärlauch. (Liste nicht vollständig)
Zusätzlich gibt es eine Liste Histamin-haltiger Lebensmittel, die Sie im Internet finden, z.B.: https://www.histaminintoleranz.ch/downloads/SIGHI-Merkblatt_histaminarmeErnaehrung.pdf