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Praxis Dr. Tank
Newsletter #1 / 2013

 
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Liebe Leser,

der Winter ist in vollem Gange, die jährliche Grippewelle nähert sich ihrem in diesem Jahr völlig undramatischen Höhepunkt und auch die Vitamin D Mangelzustände erreichen so langsam ihren Gipfel.

Ausreichend Vitamin D bekommt man in unseren Breiten um diese Jahreszeit nur durch Sonnenbänke oder die Einnahme als Medikament. Da wirkungsvolle Dosierungen nur mit rezeptpflichtigen Medikamenten zu erzielen sind, kommen Sie gerne zu uns, wir verordnen nach entsprechender Untersuchung das Nötige.

Wie Sie wissen, war ich über Weihnachten in Afrika. Meine Eindrücke sind zwiegespalten. Einerseits signalisieren lange Schlangen auf dem Handy tippender Einheimischer, die vor Geldautomaten warten, und eine zunehmende Blechlawine den steigenden Wohlstand, andererseits machen die Afrikaner den gleichen Fehler wie wir. Sie ernähren sich von westlichen prozessierten Fertignahrungsmitteln, zu denen Süßigkeiten, Limonaden, Kartoffelchips, Kekse und Weißbrot gehören. Sichtbare Konsequenz ist die dramatische Zunahme an fettleibigen Menschen. Wenn die Bewegung abnimmt und die Ernährung hochkalorischer wird, wird man nicht nur dick, sondern auch krank. Und da es in Afrika keine Sozialsysteme gibt, die im Krankheitsfall für Behandlungen einspringen, sondern medizinische Leistungen selbst bezahlt werden müssen, bestehen berechtigte Befürchtungen, dass eine Lawine von Menschen mit unbehandelten Zivilisationskrankheiten (Bluthochdruck, Arteriosklerose, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und letztlich Krebs) auf die Regierungen dieser Länder zukommt.

Mein Besuch bei den Himba, einem eigentlich als Nomaden lebenden Stamm im namibisch-angolanischen Grenzgebiet zeigte mir, dass in Afrika das Grundverständnis für die Probleme fehlt. Unser Guide, ein Zimbabwer, der seit Jahren ganz Afrika bereist, bat uns als Gastgeschenk Zucker und Mehl mitzubringen, das sei so üblich. Auf meinen Einwand, Mehl und Zucker gehörten nicht zu der natürlichen Ernährung des vermeintlich nach seinen Traditionen lebenden Stammes und wir würden auch nicht die Zahnarztrechnung der Kinder bezahlen, wenn diese dadurch Karies bekämen, schaute er ungläubig. Ich bat ihn nachzudenken. Überall auf seinen Reisen von Kenya bis Südafrika hatte er sicher erlebt, dass die Menschen, die sich Brot, Zucker und Mehl leisten konnten, dick wurden, während die sich traditionell von Kochbananen, Feldfrüchten, Maniok und Mais ernährenden und gleichzeitig körperlich arbeitenden Menschen gesund und dünn waren. Er gab zu, ich könnte Recht haben. Die Himba bekamen Kaffee und Speiseöl (auch nicht wirklich ihren Traditionen entsprechend), aber wenigstens hatten wir nicht zur Karies beigetragen, denn Zahnärzte gibt es kaum in Afrika.

Ihr M.Tank
 
Inhalte ↓

In diesem Newsletter

Spiraldynamik in meiner Praxis
Gesund oder krank - wo ist die Grenze?
Oxidativer Stress
Perfluorierte Tenside
Emails in der Praxis
Statistiken verstehen
Aktuelle Mitteilung ↓

Spiraldynamik in meiner Praxis

imageIn meiner Praxis wird es ab April als zusätzliches Angebot eine besondere Form der Physiotherapie geben. Physiotherapeutin Petra Stark wird zunächst an 2 Tagen/Woche Spiraldynamik-Behandlungen anbieten.

Aus meiner Praxis

Spiraldynamik - ein relativ neues Konzept des Bewegungsapparates

image"Wer hat es erfunden???" - Nein, diesmal nicht der schweizer Kräuterbonbonhersteller Riccola sondern ein genialer Arzt - Dr. Christian Larsen in Zürich. Larsen hatte sich als Medizinstudent - wie wir alle - mit dem menschlichen Körper befasst und sich gefragt, warum manche Muskeln lang und dünn und manche dick und kräftig sind. Seine wohl durchdachte Antwort: Die kleinen langen dünnen Muskeln haben mehr Haltefunktionen und die dicken kräftigen (z.B. Po-Muskel, Oberschenkel) sind Bewegungsmuskeln.

Daraus ergab sich ein neues Konzept für das Verständnis von Bewegung und Haltung.

Spiraldynamik ist ein anatomisch begründetes Bewegungskonzept mit dem Ziel, die Funktionsweise des Körpers zu verbessern. Eine Spirale ist ein Konstruktionsprinzip der Natur (z.B. Schneckenhaus, menschliches Erbgut) und kommt auch im menschlichen Körper vor. So sind z.B. die Kreuzbänder, die sich umeinander schlingen oder die Konstruktion des Fußgewölbes nur stabil, wenn sie gegeneinander verdreht sind.

Nach dem Konzept der Spiraldynamik finden sich in verschiedenen Bewegungssystemen des Körpers (z.B. Fuß, Bein, Rumpf) spiralige Bewegungsmuster. In unseren durch wenig und oft einseitig durchgeführte Bewegungen gekennzeichneten Tagesabläufen sind manche der "richtigen" Bewegungsmuster verloren gegangen oder nie richtig erlernt worden. Wenn man aber von den von der Natur vorgesehenen Bewegungsmustern abweicht, kommt es zu Fehlbelastungen, Fehlhaltungen und Schmerzen.

Durch eine dreidimensionale Bewegungsschulung lassen sich Bewegungen optimieren, Bewegungsmuster (wieder) erlernen, Schmerzen lindern oder vermeiden. Die "neue", bessere Körperhaltung kann dann in den Alltag oder die Ausübung einer bestimmten Sportart integriert werden.

Ganz besonders hat sich diese Methode bei Problemen mit den Füße und Beinen sowie bei Problemen des unteren Rückens bewährt. Beschwerden durch Halux valgus (nach innen wachsende Großzehen) können oft gebessert und Operationen vermieden werden. Insbesondere Jogger oder Sportler, die viel laufen, profitieren von der Behandlung.

Die Therapie beinhaltet neben der Behandlung in der Praxis auch Übungsprogramme für zu Hause. Dadurch können die Behandlungsintervalle je nach Therapiefortschritt und Fleiß des Patienten länger werden, so dass man nicht wöchentlich zum Therapeuten muss.

Ich freue mich, ab April mit Petra Stark eine Physiotherapeutin in meiner Praxis zu haben, die die 3-jährige Spezialausbildung Spiraldynamik absolviert hat und seit 2005 mit dieser Technik arbeitet. Nach der Geburt Ihres Sohnes plant Frau Stark den Wiedereintritt ins Berufsleben und steht deswegen zunächst nur an zwei Tagen pro Woche zur Verfügung.
Gedanken

Gesund oder krank - Wo ist die Grenze?

image Wer versucht, eine Definition für den Zustand "Gesund" zu finden, wird erschlagen von Erklärungen und Sichtweisen. Allein bei Wikipedia finden sich verschiedenste Vorschläge. Aus ärztlicher Sicht neigt man dazu, der Definition der Weltgesundheitsorganisation zuzustimmen.



"Gesundheit des Menschen ist laut Weltgesundheitsorganisation "ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen." ¹ ("Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.")"

Wenn man diese Definition zugrunde legt und die Definition von "Arzt" beim gleichen Online-Lexikon abfragt, wird unweigerlich klar, dass ein Arzt sich um einen Teil der Gesundheit, nicht aber um Gesundheit als Ganzes kümmern kann.

"Ein Arzt beschäftigt sich mit der Vorbeugung (Prävention), Erkennung (Diagnose), Behandlung (Therapie) und Nachsorge von Krankheiten und Verletzungen (Patientenversorgung)."

Als Arzt bin ich demnach für Krankheiten und Verletzungen verantwortlich, nicht aber für die mentale und soziale Komponente von Gesundheit.

So sagt uns Wikipedia, "Krankheit" (vom mittelhochdeutschen krancheit, krankeit, Synonym zu Schwäche, Leiden, Not) ist die Störung der Funktion eines Organs, der Psyche oder des gesamten Organismus. Weiter sagt uns das Online-Lexikon:

"Krankheit wird oft im Gegensatz zu Gesundheit definiert. Allerdings wurde Gesundheit auch schon als idealer Zustand optimalen Wohlbefindens definiert, und Krankheit ist nicht die einzige mögliche Ursache für mangelhafte Gesundheit. ¹ Die Übergänge zwischen "Gesundheit" und "Krankheit" sind fließend. Vieles mag letztlich einfach eine Frage der Sichtweise sein. So hat sich der Begriff Befindlichkeitsstörung für Einschränkungen des leiblichen oder seelischen Wohlbefindens ohne objektivierbaren medizinischen Krankheitswert eingebürgert. Andererseits können als krankhaft definierbare Zustände auch ohne subjektiven Leidensdruck vorliegen."

Diese letzte Definition ist für mich als Arzt besonders spannend. Jemand kann also krank sein, sichtbar und messbar, und trotzdem keinen Leidensdruck verspüren. Soll oder muss ich gar einen solchen Patienten auf seine Krankheit ansprechen UND soll ich ihn auffordern, etwas dafür oder dagegen zu tun?

Andererseits sagt der zitierte Text auch, dass es Menschen gibt, die objektiv nicht krank sind und sich dennoch so fühlen. Was ist mit denen? Ist etwas, was nicht messbar ist, medizinisch nicht vorhanden? Was tue ich mit Menschen, die für mich "gesund" sind und dennoch der Definition von Gesundheit (siehe ganz oben) nicht entsprechen. Bin ich als Arzt derjenige, der sich darum kümmern muss oder soll ich an den Chef überweisen, der das Betriebsklima und die Arbeitsbedingungen beeinflussen kann, oder an den Lebenspartner, dessen Verhalten zu der Befindlichkeitsstörung führt oder gar -wie vermessen- an die Politiker, die mit ihren Entscheidungen die Lebensbedingungen der Menschen so nachhaltig beeinflussen?
Ich kann auch Drogen geben, die den Blutdruck senken, der wegen der Arbeitsanspannung steigt, oder Schlafmittel, die das Problem nicht lösen, aber wenigsten für einige Stunden vergessen machen. Was ist das Beste und was schadet nicht? Immerhin habe ich den Eid des Hippokrates unterzeichnet, der u.a. sagt:

"...Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden...."

Ich will ehrlich sein. Ich weiß es manchmal auch nicht. Krankheit hat auch etwas mit der "Sichtweise" zu tun, wie die oben zitierte Definition von Krankheit uns sagt. Und ich habe meine Sichtweise, andere mögen eine andere haben. Was bei uns manchmal an Beschwerden geklagt wird, dafür würde man in Afrika oder der Mongolei ausgelacht. Wegen "Pickeln" zum Arzt, wegen zuviel Behaarung an den Beinen oder wegen eines zu kleinen Busens? Da ernten Menschen in ärmeren Ländern Kopfschütteln. Und wenn dann die Medizin noch Geld kostet, Geld, das nicht im Überfluss da ist, dann wird dort so manche "Krankheit" weggespart.

Andererseits, - muss man die Menschen nicht in ihrem Kontext sehen? Wer bei uns lebt, der ist eben gewöhnt, wegen allem, was ihm an sich komisch vorkommt, einen Arzt zu fragen, auch, weil es eben meistens nichts kostet. Und diese Kosten werden bei uns vergemeinschaftet. Würden diese Menschen zum Arzt gehen, wenn es für sie selbst richtig teuer wäre? Die 10€- Praxisgebühr hat nicht zu einer Abnahme der Arztbesuchsfrequenz geführt. Aber vielleicht 50€? Oder 100€?

Und dann ist da noch die Kategorie Patient, die unstrittig etwas hat, das aber nicht mit den üblichen Methoden nachzuweisen ist. Das führt dann zu den so genannten "psychosomatischen" Fällen. Fälle in denen die Medizin trotz der Ausschöpfung aller zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden nichts findet, dass sie klar definieren und behandeln kann. Die dann als psychosomatisch eingestuft werden, was nichts anderes sagt, als: Wir können mit üblichen medizinischen Mitteln (Operation Arzneimittel, etc.) nicht helfen, also geh zum Psychiater und rede mal drüber. Es ist ein Kopfproblem. (Womit wir wieder bei "Sichtweise" wären).

Viele Ärzte tun sich schwer damit, zuzugeben, dass sie etwas nicht können. Manche gehen sogar so weit, zu behaupten, dass etwas, was sie nicht nachweisen können, auch nicht da sein kann. Und spannenderweise landen viele Fälle von nicht lösbaren Problemen bei mir.

Ich und die Kollegen in meinem Netzwerk können auch nicht alle Probleme lösen und auch wir machen Fehler. Aber wir hören dem Patienten zu und denken selbst. Und wir haben alle, neben den Untersuchungsmethoden der klassischen universitären Medizin (Schulmedizin genannt) andere ganzheitliche Untersuchungsmethoden gelernt. Diese ergänzen das übliche Untersuchungsspektrum, sie ersetzen es nicht.

Wie die Erfahrung aus nunmehr 12 Jahren in der eigenen Praxis zeigt, hat es sich in vielen Fällen bewährt, diese andere, komplementäre Medizin, ernst zu nehmen.


Der Fall des Monats:

Ich will Ihnen einen Fall vorstellen, über den ich mich im Januar geärgert habe. Ein junges Mädchen, 17 Jahre, bekommt plötzlich Hautausschläge, die jucken und wie Brennnesselverletzungen aussehen. Die Hauterscheinungen heißen Quaddeln, das Krankheitsbild Urtikaria. Es kommt im Laufe des Lebens bei etwa 25% der Bevölkerung mindestens einmal vor. Eine Urtikaria verschwindet meistens spontan innerhalb weniger Tage oder Wochen. Aber jahrelange, auch schwere Verläufe sind nicht selten. Es handelt sich um eine Freisetzung von Histamin, einem körpereigenen Botenstoff, der die Wasserdurchlässigkeit des Gewebes beeinflusst und so Schwellungen auslösen kann. Wenn diese Schwellungen die Atemwege verengen, kann es zu Luftnot und in Ausnahmefällen zum Erstickungstod kommen. Die Behandlung besteht zunächst in der Gabe von Antihistaminika (Allergietabletten) und, wenn das nicht reicht oder der Verlauf sehr schwer ist, Kortison. Bei eben diesem jungen Mädchen halfen die Antihistaminika nicht, es wurde sogar schlimmer. Kortison half die Symptome zu lindern, nach dem Absetzen des Medikaments waren die Quaddeln schlimmer denn je. Das Mädel wurde für eine Woche in eine große Hamburger Hautklinik aufgenommen und stationär untersucht. Üblicherweise macht man Auslassdiäten, weil man einen Zusammenhang mit Nahrungsmitteln vermutet. Infekte werden gesucht und, falls vorhanden, behandelt, Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Farbstoffe und Konservierungsstoffe werden getestet. Es ergab sich bei allen Allergietests kein Befund. Man fand eine Chlamydieninfektion (üblicherweise sexuell übertragen - das Mädel war aber Jungfrau), die man als Ursache der Erkrankung gegenüber der Patientin verantwortlich machte und man behandelte mit Antibiotika. Sie wurde entlassen und man sagte ihr, die Symptome könnten noch bis zu einem Vierteljahr anhalten.

Weil es nicht besser wurde kam sie zu mir. In meiner Sprechstunde ergab sich eine Wurminfektion. Nach der Behandlung war das Mädel gesund und hatte keine Hauterscheinungen mehr. Warum ärgert mich ein solcher Fall?

Es gibt in Hamburg nur drei Hautkliniken, zwei davon werden von Professoren geführt, die als Meinungsbildner gelten und Mediziner ausbilden. Auch die dritte Klinik ist ein akademisches Lehrkrankenhaus. In allen diesen Kliniken ist das Wissen um Urtikaria zweifelsfrei vorhanden.

Es gibt keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Urtikaria und Chlamydieninfekten. Chlamydien kommen weit verbreitet vor. Die Häufigkeit wird mit 6% in der Gesamtbevölkerung angegeben, bei 17 jährigen Mädchen mit 10% und bei 24 jährigen Frauen mit 20% (jede fünfte!!!). Hauptübertragungsweg sind sexuelle Kontakte, aber ca. 10% werden durch den Besuch von Schwimmbädern und Whirlpools in die Infizierte ihren Urin lassen, übertragen. Wenn Chlamydien eine Urticaria auslösen würden, dann wäre dieser Zusammenhang bei der Häufigkeit beider Erkrankungen leicht nachweisbar. "Es kann bis zu 3 Monate dauern, bis die Quaddeln weg sind" war die Information, die man der Patientin mitgab - aber: in den meisten Fällen verschwindet eine Urticaria auch unbehandelt in diesem Zeitraum!

Wurminfekte, aber auch Helicobacter-Infekte (bakterieller Mageninfekt) sind im Gegensatz zu Chlamydieninfekten bekannt dafür, Urticaria auszulösen. Wenn man auch daran gedacht hat, den Stuhl zu untersuchen und den Magen zu spiegeln, so bedeutet ein negatives Ergebnis nicht, dass ein Wurminfekt nicht vorliegt. Wie kann eine so hoch gelobte Einrichtung sich hinreißen lassen, eine Infektion als vermeintliche Ursache darzustellen und zu behandeln, die definitiv nicht die Ursache sein kann? Und wieso geben die Kliniker bei jeder Infektion Antibiotika satt, auch wenn der Erreger noch nicht feststeht, und warum nicht einmal ein Wurmmittel? Wenn man, wie in diesem Fall, keine Ahnung hat, warum eine Urticaria aufgetreten ist, dann könnte man doch mitteilen, dass man die Ursache nicht gefunden hat. Und man dürfte, wenn man selbst nachdenkt, darauf kommen, dass es andere Ursachen geben muss. Und wenn man weiß, dass Würmer ein Grund sein können, gibt es zwei Möglichkeiten: man gibt selbst ein Wurmmittel oder man schickt die Patienten zu jemandem, der das mit anderen Mitteln diagnostizieren kann. Ist es so schlimm zuzugeben, dass es neben der "Schulmedizin" eine ebenfalls erfolgreiche komplementäre Medizin gibt?
Medizin und Wissenschaft

Oxidativer Stress

image Insbesondere Nahrungsergänzungsersteller werben für Produkte zum Schutz vor oxidativem Stress. Doch was ist das eigentlich und ist das wichtig?

Um darauf eine Antwort zu geben, muss man sich zunächst einmal ein paar Dinge ins Gedächtnis rufen: Wir Menschen sind nichts anderes als ein Zusammenschluss von Zellen. Aus Einzellern wurden Mehrzeller, in denen die einzelnen Zellen spezielle Aufgaben übernommen haben. Im Mehrzeller muss nicht mehr jede Zelle alles tun, sondern sie hat typische Aufgaben, die sie zum Wohl des gesamten Organismus ausführt. Jede Zelle hat dennoch das komplette Programm an Informationen. Wenn ein bestimmter Zelltyp seine Aufgaben nicht erfüllt, kommt es zu Funktionsstörungen. Wenn z.B. bestimmte Zellen der Bauchspeicheldrüse nicht funktionieren und kein Insulin bilden, kommt es zur Zuckerkrankheit. Wichtig für die Gesundheit eines mehrzelligen Organismus ist also, dass ALLE Zelltypen funktionieren.

Zellen sind die kleinste lebende Einheit. Sie bestehen aus einer Zellmembran, die als Außengrenze fungiert und den Raum in der Zelle von der Umwelt abgrenzt. In der Zelle finden sich die Organellen, Zellkern, Golgi-Apparat, Endoplasmatisches Reticulum, um nur einige zu nennen. Doch was bedeutet eigentlich lebend?

Eine Kurzdefinition: Als lebend wird ein in sich abgeschlossener Organismus betrachtet, sich selbst reproduzieren kann und einen Stoffwechsel aufweist. Stoffwechsel bedeutet, dass eine Zelle Stoffe aufnehmen und abgeben kann/muss. Doch warum? Was tun Stoffe in der Zelle?

Erinnern wie uns an den Schulunterricht: Stoffe sind Atome und Moleküle, sehr kleine sind z.B. Ionen wie Natrium und Kalium, große sind Eiweißbausteine, die ihrerseits aus Aminosäuren bestehen.

Ziemlich viel Information, ziemlich stark verkürzt, oder? Es kommt noch schlimmer.

Eine Zelle ist eigentlich ein kompliziertes chemisches Labor, in dem gleichzeitig Millionen von chemischen Reaktionen ablaufen, die sich alle beeinflussen und dabei die Reaktionsbedingungen für alle ständig variieren. Damit es möglich ist, diese chemischen Reaktionen zu steuern, gibt es abgegrenzte Reaktionsbereiche. Außerdem Biokatalysatoren, die bestimmte chemische Reaktionen unterstützen. In einer Zelle bestehen diese aus Enzymen, die mit z.B. Vitaminen und Mineralstoffen gemeinsam, dafür sorgen, dass aus einem Stoff A ein anderer Stoff B wird. Wenn bestimmte Komponenten fehlen, läuft die chemische Reaktion nicht oder langsamer ab.

Chemische Reaktionen sind energieabhängig. Diese Energie wird ebenfalls durch chemische Reaktionen freigesetzt. Manchmal brauchen chemische Reaktionen einen Anstoß, damit sie in Gang kommen, manchmal laufen sie von alleine ab. Ein Beispiel, das jeder kennt, ist das Verbrennen von z.B. Papier. Nachdem man eine Startenergie (Feuer) zugefügt hat, setzt die ablaufende Reaktion genug weitere Energie frei, um den Prozess am laufen zu halten. Ein Nagel rostet ganz ohne Aktivierungsenergie, Eisen wird vom Luftsauerstoff angegriffen und zu Eisenoxid (Rost) oxidiert, ohne das dafür Feuer oder Wärme nötig wäre.

Die meisten Reaktionen in einer Zelle sind so genannte Redoxreaktionen. Reduktion und Oxidation sind Begriffe, die Sie im Chemieunterricht gehört haben. Eine neuere Definition geht davon aus, dass Moleküle, die Elektronen abgeben oxidiert und diejenigen die diese Elektronen aufnehmen reduziert werden. Es gibt also immer ein Reaktionspaar, von denen einer oxidiert und der andere reduziert wird. Eine andere ältere Definition geht davon aus, dass die chemische Reaktion von Sauerstoff eine Oxidation ist, bei der Oxide entstehen (z.B. aus Eisen und Sauerstoff -> Eisenoxid (Rost)). Zumindest laufen in jeder Zelle unseres Körpers chemische Reaktionen ab, bei denen Stoffe oxidiert und andere reduziert werden.

Und nun zum eigentlichen Thema:

Dabei entstehen auch so genannte freie (Sauerstoff-) Radikale, auch ROS (reaktive oxygen species). Dies sind sehr reaktive Stoffe, die weitgehend unkontrolliert an andere binden und diese dadurch verändern. Verändern heißt in dem Zusammenhang auch in der chemischen Struktur verändern und damit deren Funktion beeinträchtigen oder gar unmöglich machen. In der Zelle sollen eigentlich alle chemischen Reaktionen gerichtet und gesteuert ablaufen. Wenn nun durch besonders reaktionsfreudige Substanzen der geordnete Ablauf gestört wird und wichtige Komponenten durch Reaktion mit den Radikalen funktionsunfähig gemacht werden, ist die Zelle geschädigt und kann ihre Funktion nicht mehr erfüllen.
Wenn eine Zelle viele ROS produziert, ist die Zelle einem erhöhten oxidativen Stress ausgesetzt. Dauerhafter oxidativer Stress gilt als ein Faktor für die Entstehung von Krankheiten. Jede Zelle hat Schutzmechanismen, die ungerichtete Reaktionen zu reduzieren, indem sie Radikale (ROS) bindet und an der Reaktion hindert.

"Abfangsysteme" sind chemische Verbindungen, die diese ROS aufnehmen können und verhindern, dass andere Moleküle verändert (oxidiert) und geschädigt werden. Weil diese Verbindungen die Oxidation verhindern können, nennt man sie Antioxidantien. Hat man viele dieser "Abfangsysteme", so glaubt man, dann sind die zu erwartenden Zellschäden geringer und damit die Gesundheit der Zelle und letztlich des Organismus besser.

Bioflavonoide, Resveratrol, Carotinoide, Vitamin C und E sind solche Antioxidantien, die auch unter dem Namen sekundäre Pflanzenstoffe vertrieben werden und Gesundheit durch den Schutz vor Oxidation versprechen. Neben Vitamin C und E ist Glutathion eine der wichtigsten Entgiftungssubstanzen in unserem Körper. Oxidiertes Glutathion kann man messen. Ein hoher Spiegel an oxidiertem Glutathion zeigt an, dass viel oxidiert wurde, was bedeutet, dass die Belastung mit ROS sehr hoch war.

Soweit die allgemein akzeptierte Theorie.

Generationen von hochdekorierten Wissenschaftlern haben oxidiertes Glutathion bestimmt und den Menschen erklärt, dass sie einen hohen oxidativen Stress haben. Präventionsmediziner und Laborärzte haben viel Geld verdient und tun es heute noch, indem sie den oxidativen Stress bestimmen und Nahrungsergänzungen empfehlen. Nun hat ein findiger Forscher eine Methode entwickelt, mit der man in der Zelle den Gehalt an oxidiertem Glutathion sichtbar und messbar machen kann, also auch feststellen kann, wo es sich befindet. Tobias Dick konnte zeigen, dass oxidiertes Glutathion nicht etwa frei in der Zelle schwimmt, sondern in kleinen zellmembranumhüllten Bläschen (Vesikeln genannt) "endgelagert" wird. Damit wird klar, dass diese Substanzen nicht den Zellstoffwechsel belasten, sondern unschädlich verpackt abgelagert werden. Bei der bisherigen Messmethode wurde die Zelle zerstört und damit auch das verpackte oxidierte Glutathion freigesetzt und mitgemessen. Nun stell sich heraus, dass die Zelle ihren chemischen Reaktionsraum sehr wohl trotz vorhandenen oxidativen Stresses schützen kann. Zellen, die bisher für oxidativ gestresst gehalten wurden, sind, wie man nun weiß, offensichtlich in ihrem Zellplasma gesund.

Das bedeutet, dass eine valide und anerkannte Messmethode zur Messung des oxidativen Stresses viele Jahre lang nicht das gemessen hat, was man zu messen glaubte und dadurch falsche Aussagen produziert hat. Ich möchte nicht wissen, wie viele Doktorarbeiten zum Thema oxidativer Stress sich jetzt als wissenschaftlich nicht haltbar erweisen und wertlos sind.

Zum Glück behandele ich nicht Laborwerte sondern Menschen.

Und denen habe ich schon immer zu einer vielfältigen ausgewogenen Ernährung geraten, die ausreichend Pflanzenstoffe liefert und damit oxidativem Stress entgegenwirkt - auch ohne zutreffende oder falsche Messung.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 7.1.2013, online unter: http://www.aerzteblatt.de/archiv/133963/Oxidativer-Stress-muss-neu-bewertet-werden

Praktisch gilt seit langem die regelmäßige ausreichende Aufnahme von Antioxidantien in Form von Pflanzenstoffen als gesund. Beim Stichwort "gesund ernähren" denken viele spontan an Obst und Gemüse. Logischerweise müsste man sich dann auch "krank ernähren" können, wir nennen es aber "schlecht ernähren". Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass durch Mangel an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen Funktionsstörungen in Zellen entstehen, die letztendlich zu Krankheiten führen können.

Und nicht alles Obst und Gemüse ist für jeden "gesund". Neben möglichen Allergien sind vor allem chemische Substanzen, die zum Schutz vor Fäulnis und Verschimmelung zugesetzt werden, gefährlich für Menschen. Wer mehr dazu lesen möchte, kann sich z.B. auf der Seite www.umweltlexikon-online.de (auf Ernährung klicken) informieren. Den online Nährstofftest gibt's es unter www.meingesundheitscheck.de
Medizin und Wissenschaft

Perfluorierende Tenside

image "Weit verbreitete Chemikalien schwächen kindliches Immunsystem" unter diesem Titel veröffentlichte die Zeitschrift "Der Spiegel" am 25. Januar 2012 einen Artikel. Es geht um perfluorierte Tenside (PFT) und im besonderen um zwei bestimmte Substanzen dieser Gruppe das Perfluoroctansulfonat (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA). Diese Chemikalien machen Textilfasern wasserabweisend, sind gleichzeitig fettabweisend und verhindern das Ankleben von Speisen an Bratpfannen oder werden Löschschäumen beigemischt. Sie sind als Papierbeschichtung zu finden, auf Fotos und Bilddrucken und sie werden in Möbelpolitur und Imprägnierungsmitteln eingesetzt.

(Quelle: Umweltbundesamt in Österreich: www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/schadstoff

Auch das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat Daten online gestellt: (www.bfr.bund.de/cm/343/perfluorierte_tenside_toxikologie.pdf)

Die Aufnahme der Substanz in den menschlichen Körper erfolgt über den Magen-Darm-Trakt, im Organismus werden die Substanzen kaum abgebaut. In der Umwelt finden sie sich inzwischen auf dem gesamten Globus incl. Arktis und gelangen bei Mensch und Tier sogar durch den Mutterkuchen in den ungeborenen Föten.

Erschreckend sind folgende Daten: Die Halbwertszeiten (wann ist die Hälfte des aufgenommenen wieder ausgeschieden oder entgiftet) liegen bei PFOS 1400 Tagen und bei PFOA bei 1800 Tagen, in Ratten lauten die Zahlen übrigens >90 Tage und weniger als 1 Tag (Weibchen) und 6-8 Tage (Männchen) und in Affen bis 132 Tage bzw. bis 33 Tage.

In der Medizin gilt ein Stoff als ausgeschieden und nicht mehr relevant, wenn 10 Halbwertszeiten vergangen sind. 14000 Tage entsprechen mehr als 38 Jahren, 18000 Tage sind etwas mehr als 49 Jahre. Das Ergebnis schockiert deswegen, weil einerseits die Tierversuche nicht auf Menschen übertragbar sind, andererseits klar wird, das einmal aufgenommene Substanz quasi lebenslang in uns bleibt und, weil sie überall vorkommt, auch nicht vermeidbar ist.

Doch was tun diese Substanzen?

Sie gelten als krebserregend. Zumindest im Tierversuch gibt es bei Ratten und Affen, die die Stoffe besser entgiften können als Menschen, eine erhöhte Sterblichkeit des Nachwuchses, es gibt Leberveränderungen und Gewichtsabnahmen.

Und dann gibt es noch die Menschen-Daten, über die der Spiegel berichtet hat: Bei Kindern auf den Faröer-Inseln wurde 1999 bis 2001 das Blut entbindender Mütter und später der Kinder, wenn sie 5 Jahre alt waren, auf PFOA und PFOS untersucht. Gleichzeitig maß man die Antikörperbildung nach Impfungen gegen Tetanus und Diphtherie.

Das Ergebnis: je höher die Belastung mit perfluorierten Tensiden war, desto geringer fiel die Antikörperbildung aus. In der Studie wurden Kinder gefunden, bei denen die Impfung nach schulmedizinischen Kriterien nicht zu ausreichenden Antikörperspiegeln führte. Kritische Ausführungen zum Thema Impfen und der Frage ob Antikörperspiegel etwas über die Schutzwirkung einer Impfung aussagen, finden Sie in meinem Buch Impfen oder nicht - was tun? (Bezug: www.impfenodernicht.de)


Kommentar:

Wenn es zutrifft, dass die Immunantwort abgeschwächt wird, wenn PFT im Körper angereichert sind, dann müssen diese Substanzen gemieden werden. Und weil eine Meidung aktiv unmöglich ist, gehören sie verboten. Das Bundesamt für Risikobewertung und das Umweltbundesamt stellen sich noch auf den Standpunkt, dass die Datenlage nicht ausreiche, um die Substanzen einzuschätzen.

Der gesunde Menschenverstand sagt: Wenn es unklar ist und eine potenzielle Gefahr besteht und das Zeug nicht abbaubar ist, gehört es verboten. So wie fluorierte Kohlenwasserstoffe (FCKW) die Ozonschicht zerstören und deswegen in weiten Teilen verboten wurden, so gehören die chemisch ähnlichen PFT ebenfalls geächtet und sollten nur so verwendet werden, dass es nicht zum Kontakt mit Menschen kommt. Hier muss Verbraucherschutz vor Industrieinteresse gehen.

Wer sich mit Gefahrstoffen beschäftigen will, sollte die Richtwerte (MAK) kennen, die für bestimmte Stoffe im Bereich Arbeitsschutz gelten. Diese Daten sind nun frei zugänglich. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen Onlinezugang ermöglicht.

Unter www.onlinelibrary.wiley.com/book/10.1002/3527600418 können jetzt für viele potenziell gesundheitsgefährdende Sunbstanzen Daten und wissenschaftliche Begründungen eingesehen werden. (MAK = Maximale Arbeitsplatz Konzentration.)
Aus meiner Praxis

Emails in der Praxis - jetzt abrechenbar

image In den Zeiten neuer Medien kommt es zunehmend vor, dass von Patienten konkrete Anfragen per Email zu sie persönlich betreffenden Sachverhalten gestellt werden. Erwartet wird meistens eine Online-Antwort. ´

Hierzu möchte ich Folgendes bemerken: Der Vorteil geschriebener Anfragen besteht darin, dass der Empfänger sie lesen kann, wenn er Zeit dafür hat. Im Gegensatz dazu sind Telefonate immer dann entgegenzunehmen, wenn sie auflaufen. Nachteil ist, dass viele Fragen nicht mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten sind, sondern eigentlich mit zusätzlichen Erklärungen versehen werden müssen und fast immer Rückfragen des Arztes zu den Begleitumständen erforderlich sind.

Aus diesem Grunde lassen sich schriftliche Anfragen oft nicht direkt beantworten, oder zumindest nicht in für beide Seiten befriedigendem Maße. Das Schreiben einer Mail kostet wesentlich mehr Zeit, als ein Gespräch. Wenn es aufgrund von Fragen zu einem Mailwechsel kommt, entsprechend mehr. Von Seiten der Gebührenordnung für Ärzte, GOÄ, (die gültige Fassung stammt aus 1996) ist eine Online-Beratung nicht vorgesehen. In neueren Rechtsprechungen wird inzwischen einer Mail oder einer Nachricht, die man auf Anfrage auf einem Anrufbeantworter hinterlässt, der gleiche Stellenwert einer Beratung eingeräumt und für abrechnungsfähig gehalten.

Die einfache Beratung (Gebührenziffer 1) wird mit 4,66€ (einfacher Satz) bzw. 10,72€ (2,3-facher Satz) berechnet. Eine ausführlichere, das gewöhnliche Maß übersteigende Beratung (länger als 10 Minuten) berechnet sich nach der Gebührenziffer 3 (12,82€ einfach, bzw. 20,10€ 2,3-fach).

Das mag sich nach viel Geld anhören, ist es aber nicht.

Eine ärztliche Praxis ist so organisiert, dass der Arzt als alleiniger Leistungserbringer Umsätze erwirtschaftet, von denen alle Kosten (Miete, Personalkosten, Versicherungen, Material, Geräte etc.) bestritten werden. Die Kalkulation der Praxis erfolgt also einerseits über die Betriebskosten und andererseits über die möglichen Umsätze. Ein über das Jahr gerechneter Stundenumsatz in meiner Praxis unter 180€ ist nicht wirtschaftlich. Wenn ich 12 x 5 Minuten mit Patienten rede (Gebührenziffer 1) oder 5 x 11 Minuten (Gebührenziffer 3)entspricht das einem Umsatz von 100 bis 120€ (siehe oben). Daraus ergibt sich, dass es unter keinen Umständen wirtschaftlich ist, am Telefon Ratschläge zu geben oder Fragen zu beantworten.

Auch wenn Emails inzwischen abrechnungsfähig sind und von mir ab sofort auch in Rechnung gestellt werden, so benötigen diese noch mehr Zeit als ein Telefongespräch. Ich bitte also, von Anfragen per Email abzusehen.

Ich gebe Ihnen am Ende jedes Termins Informationsblätter mit oder zumindest bekommen Sie schriftlich, wie sie die verordneten Medikamente einnehmen sollen. Mögliche Nebenwirkungen bespreche ich immer bei Übergabe der Rezepte in meinem Sprechzimmer. Damit versuche ich Rückfragen vorzubeugen.

Wenn dennoch Fragen bleiben, können Sie selbstverständlich anrufen oder um einen Rückruf bitten. Ich rufe (kostenpflichtig) zurück, sobald ich Zeit finde. Das kann in der Mittagspause sein oder abends, wenn der letzte Patient gegangen ist, also meistens zwischen 19 und 20 Uhr. Was ich nicht kann, ist Rücksicht auf Ihre Zeitpläne nehmen und Patient A in der Zeit von 15.30 - 16.00 und Patient B in der Zeit von 17-18.00 Uhr unter Nummer 12345678, oder ab 19 Uhr unter 7654321 anrufen.

Grundsätzlich bedeutet telefonische Beratung während der Sprechstunde, dass ich meine Arbeit unterbrechen muss, Ihren Fall im PC aufrufen muss, mich in den persönlichen Sachverhalt einlesen muss, um dann sinnvoll und richtig zu antworten. Das ist eine Tätigkeit, die aufwändig und anstrengend ist, weil man sich von dem vor einem sitzenden Patienten abwenden und auf etwas Neues fokussieren muss. Für Sie mag sich das leicht anfühlen, wenn es darum geht, ob man Tablette A noch etwas länger nehmen soll oder wie die Globuli in der vierten Therapiewoche anzuwenden sind. Ich brauche meinen Praxis-PC und Zeit, - deswegen machen auch Anfragen am Wochenende keinen Sinn.

Die Gebührenordnung stammt, wie oben erwähnt aus 1996 und ist seitdem nicht angepasst worden. Nur um die Inflation auszugleichen, müssten die Beträge eigentlich um 35% erhöht werden (mit dramatischen Folgen für die privaten Krankenkassenbeiträge und den Staat, der ja die Beihilfe für Beamte finanziert.). Da das nicht zu erwarten ist, bleibt die Beratung nicht kostendeckend und wird soweit wie möglich reduziert. Auch eine Steigerung der Abrechnungssätze kommt nicht in Frage.

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes (BvR1437/02) ist der 2,3-fache Gebührensatz inzwischen der Abrechnungssatz für den mittleren Standard der ärztlichen Leistung. Höhere Sätze begründen sich z.B. in besonderer Ausbildung oder in besonderen Verfahren. Es steht dem Patienten frei, sich die Leistungen bei einem günstigeren Anbieter "einzukaufen", wenn ihm der geforderte Preis zu hoch erscheint. Applied Kinesiology neben Schulmedizin ist eine besondere Leistung, die sich entsprechend im Steigerungssatz wiederfindet. Eine Steigerung über den 2,3-fachen Satz verlangt eine besondere Begründung - und "Inflationsausgleich" wird als Begründung nicht akzeptiert.

Also bitte: Gut zuhören und alle Fragen stellen während Sie in der Praxis sind, die mitgegebenen Zettel pfleglich behandeln und so aufbewahren, dass Sie sie finden, wenn Sie sie brauchen. Trotzdem nötige Rückfragen bitte per Telefon und NICHT per Email stellen.
Wissenschaft

Statistiken verstehen

image Menschen neigen dazu Sachverhalte zu bewerten, indem sie ihnen Werte zuordnen. (Etwas, das zu 80% tödlich ist, ist viel schlimmer als etwas das nur zu 30% tödlich ist.) Dazu werden also statistische Kenngrößen, meist Prozentzahlen benutzt. Doch damit lässt sich auch gut etwas darstellen, dass, wenn man die Gesamtheit der Zahlen ansehen würde, anders bewertet würde. In Werbebotschaften von Ärzten, die Untersuchungen anbieten, wird oft mit der Angst gespielt und eine vermeintliche Sicherheit durch Untersuchungsergebnisse vorgegaukelt. Eine Studie aus den USA legt dar, dass die Ärzte oft selbst die Statistik nicht verstehen.

Zunächst noch Definitionen

Inzidenz ist die Zahl von Neuerkrankungen einer bestimmten Erkrankung, die in einem bestimmten Zeitraum in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe auftritt. Ein Beispiel ist die Anzahl der HIV-Neuinfektionen bei Männern in Deutschland im letzten Jahr, oder die Zahl der neu diagnostizierten Prostatakrebsfälle bei allen Männern über 50 in Deutschland in 2011. Überlebensraten sind der in Prozent ausgedrückte Anteil an betroffenen, die nach Ablauf einer bestimmten Zeit noch leben.

Vorsorgeuntersuchungen haben den Sinn, Krankheiten in einem so frühen Stadium zu entdecken, dass eine erhöhte Heilungsrate erreicht werden kann. So weit die Theorie. In vorangegangenen Newslettern (1/2012 und 6/2012) habe ich auf die Tücken hingewiesen und versucht darzulegen, dass Vorsorgeuntersuchungen und vor allem ungerichtete Checkups wenig Sinn haben.

Ein Artikel (Ärzte verstehen Statistiken zur Krebsfrüherkennung oft falsch, Deutsche Zeitschrift für Onkologie 4/2012;44:167-171) berichtet jetzt, dass Werbebotschaften für Vorsorgen nicht nur oft falsch sind, sondern dass die werbenden Ärzte die Statistik, auf die sie sich berufen, nicht verstanden haben. Befragt wurden 412 Allgemeinmediziner in den USA.

So werden erhöhte Inzidenzraten (Krankheitsentdeckungen) und höhere Überlebensraten als Werbung für Vorsorgen eingesetzt. Überlebensraten sind immer zeitlich begrenzt, man spricht von 1-Jahres-, 5-Jahres- und 10-Jahresüberlebensraten. Deswegen kann es sein, dass mehr Krankheiten entdeckt werden und die Überlebensraten steigen, ohne dass in Wirklichkeit ein Leben gerettet wurde.

Das Beispiel aus dem Artikel:

"Man stelle sich eine Gruppe von Männern vor, die im Alter von 67 Jahren aufgrund von Symptomen Prostatakrebs diagnostiziert bekommen und 3 Jahre später daran versterben. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt dann 0,1 %. Nimmt man nun an, diese Männer wären zur Früherkennung gegangen und ihre Krankheit wäre dadurch deutlich früher - etwa bereits mit 60 Jahren - entdeckt worden, und wieder würden alle im Alter von 70 Jahren sterben, so erhöht sich die 5-Jahres-Überlebensrate von 0 auf 100 %. Dies jedoch, ohne dass tatsächlich ein Leben gerettet wird. Über Dreiviertel der befragten Ärzte war dieser Zusammenhang jedoch nicht bewusst. Beinahe die Hälfte der Ärzte saß einem weiteren Irrglauben auf: Dass eine höhere Anzahl an durch Früherkennung entdeckten Tumoren zeige, dieses würde Leben retten. Doch kann es beispielsweise bei langsam wachsenden Prostatatumoren, die so entdeckt werden, aber die betroffenen Personen gesundheitlich nie beeinträchtigt hätten, zu Überbehandlung kommen. Die Behandlung ist für solche Patienten dann ohne Nutzen (keine Leben werden gerettet), während sie jedoch zusätzlich dem Risiko von Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz ausgesetzt werden. Vor dem Hintergrund, dass Früherkennungsuntersuchungen häufig mit genau diesen Daten angepriesen werden und Patienten geraten wird, ihre Entscheidung mit ihrem Arzt zu diskutieren, sind die Ergebnisse dieser Studie höchst brisant."

Das deutsche Ärzteblatt titelte am 1. März 2012: "Krebs: Sterblichkeit in Europa sinkt". (www.aerzteblatt.de/nachrichten/49322/Krebs-Sterblichkeit-in-Europa-sinkt)

Doch stimmt das? Die zitierten Daten reichen nicht aus, um zu beurteilen, ob das, was gemeldet wird, auch stimmt, oder dem oben beschriebenen Phänomen zum Opfer fällt. Vorsicht also mit solchen Aussagen, weil immer der betrachtete Zeitraum berücksichtigt werden muss. Länger mit einer Krankheit zu leben bedeutet eben nicht, dass am Ende weniger Sterben, es bedeutet nur weniger Tote in bestimmten Zeitintervallen.

Fazit: Man schaue sich die Daten und die Prognosen sorgfältig an, mit denen geworben wird. Und man beurteile die Folgen von (nicht lebensgefährdenden) Diagnosen. Vielfach wird aus Angst untersucht und behandelt, was das Zeug hält, oft zum Schaden des Patienten.
Praxis für ganzheitliche Medizin
Dr. med. Michael Tank
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