Rückreise
- Um August 21, 2016
- Von mtank
- In Rio 2016
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Ich sitze in der Iberia Lounge in Madrid und schreibe.
Nach einem Medaillengewinn und dem Ende des Turniers feiert man und fällt dann in ein Loch. Die Spannung lässt nach und viele im Team werden krank. So auch einige Teammitglieder, die mehr oder weniger stark an Erkältungskrankheiten leiden. Zum Glück ist die Olympiaapotheke darauf gut vorbereitet und ich kann jeden Bedürftigen mit den entsprechenden Medikamenten versorgen.
Die Athleten nutzen die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Turnier für Sponsorenkontakte, Sightseeing, dazu auch mal andere olympische Sportarten zu sehen, manche trainieren weiter, andere hängen einfach durch oder treiben anderen Sport, als ihre eigentliche Sportart. Der Kontakt zu Sportlern anderer Sportarten ist in dieser engen Form nur bei Olympia möglich. Man erkennt sich an der Uniform und kommt beim Essen oder im Fahrstuhl, oder auch im Deutschen Haus in Kontakt.
Für den Mannschaftsleiter ist der Rest des Aufenthaltes geprägt von organisatorischem Tun. Rückreise planen, die mehrmals täglich eintreffenden Infos der Leitung an die Sportler weitergeben, sich um deren Rückreise, Gepäck, Zielflughäfen und Olympiastützpunkte kümmern, klären, wer die Schlüssel einsammelt, da ich ja diesmal nicht als letzter gehe und zwischendurch auch Arzt sein, sich die Sorgen der Spieler(innen) anhören, versuchen Kontakt zu halten, wenn diese ihre Touren machen.
Die letzte Mahlzeit in der Dining Hall ist überraschend, erstmals in den gut 3 Wochen ist das Essen an einer Ausgabestelle so heißt, dass es dampft…
Ich packe meine Sachen, gebe mein Telefon ab und steige in den Bus zum Welcome Center. Dort, wo wir das Dorf betreten haben, verlassen wir es auch wieder. Die gut 3 Wochen sind schnell verflogen und beim Abschied weiß man eigentlich, dass man niemals mehr zurückkommen wird. Olympische Spiele sind flüchtige Ereignisse mit vorübergehender riesengroßer Medienaufmerksamkeit, von denen danach zumindest beim Beachvolleyball nichts bleibt, außer Erinnerungen. Nichts ist so alt wie die Neuigkeit von gestern.
Ein positiver Effekt von den Spielen ist die Tatsache gewesen, dass man aus der Heimat fast nichts mitbekommen hat, sich nicht mit den täglichen Horrornachrichten befassen muss, mit denen man sonst in Funk und Fernsehen und Zeitungen überschwemmt wird. Und man lebt trotzdem. Es fehlt nichts. Bundesligavorbereitung, DFB-Pokal – egal. Terrorismus? Egal? Man kann sich der Nachrichtenflut entziehen und das ist eine spürbare Entlastung. Dagegen ist die permanente Lärmbelastung, sei es durch Musik im Olympischen Dorf, die permanenten Geräusche beim Essen, in den Bussen, die vielen unverständlichen Sprachen und Laute, die „gewaltsame“ Stimmungsmache der Moderatoren beim Beachvolleyball, die Springbrunnen hinter dem Haus im Dorf extrem stressig. Ich bin froh, wenn ich zu Hause mal Ruhe habe, wenigstens für einige Stunden, bevor am Montag der ganz normale Arbeitstag wieder losgeht.
Und ich habe mich auf Essen gefreut, dass irgendwie Geschmack hat, und diesen Wunsch konnte sogar das Essen im Flieger erfüllen. Und alle, mit denen ich sprach, die in Europa leben, hatten den gleichen Wunsch…
Jetzt ruft der Weiterflug zum Aufbruch, die letzte Etappe nach Hamburg. Ich freu mich drauf….