Vorbereitung auf die Spiele – ruhige Tage
- Um August 05, 2005
- Von mtank
- In Peking 2008
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Nachdem wir unseren Ausflug hinter uns gebracht haben und nun erstmals auf den Center Court konnten, wird die Stimmung immer heisser. Es soll endlich losgehen. Morgen ist offizielles Einschreiben auf dem Beachgelaende. Alle werden gecheckt und muessen ihre UNIFORMS und die ACCESSORIES zeigen, damit ja alles kontolliert ist und nichts ins BILD kommt, was nicht abgesegnet ist. Und fuer alles muss vorher eine schriftliche Meldung abgegeben werden.
Alle sind bis jetzt fit und von Krankheiten verschont geblieben. Unsere praeventiven Massnahmen haben bisher Erfolg gezeigt. Ich hoffe es bleibt so. Ich selbst habe es in der ersten Woche, die nun hinter uns liegt, 3 x in den Kraftraum geschafft, immerhin – denn mit Fuellung des Dorfes ist kaum ein Rankommen an die Geraete. Der zunaechst so grosszuegig erscheinende Bereich ist voll, wenn da 2 Handball- und 3 Basketballmannschaften trainineren und die Einzelsportler ihr Recht verlangen.
Immerhin, die Stars sind da. Ich habe heute mit Dirk Nowitzki gesprochen, den ich fast nicht erkannt haette, weil er sich die Haare sehr kurz geschnitten hat. Roger Federer und Rafael Nadal haben wahre Auflaeufe produziert, alle wollten Fotos, die beiden kamen kaum zum Essen. Beide werden nach 2 Tagen in ein Hotel ziehen, weil sie im Dorf keine 10 m laufen koennen, ohne angehalten zu werden.
Ansonsten stellt sich langsam das erwartet bunte Bild ein, die Sportler aus Malawi haben doch tatsaechlich bunte Wollschals als Ausruestung bekommen.
Die Physiognomien, die man hier sieht, haetten vor 200 Jahren ausgereicht, um damit einen Zirkus zu fuellen. Vom extrem dicken Kugelstosser oder Gewichtheber, bis zum 2,13m langen Basketballer (wohnen neben uns) bis zu Turnerinnen aus Fernost, die nicht aelter als 12 aussehen, aber auf dem Papier wohl 16 sein muessen, sieht man hier, dass die Sportarten bestimmte Koeperformen hervorbringen. Eine gutes Beispiel, wozu der menschliche Koerper in der Lage ist, – Adaptation an extreme Anforderungen fuehren eben zu extremen Formen.
China macht alles moeglich, Arbeitskraefte gibt es ohne Begrenzung und deswegen werden einzelne Blaetter von Rasen geklaubt, Laternen und Haeuser von aussen geputzt und selbst die Gummiabtreter vor den Tueren von Hand geschrubbt. Alles sieht immer schoen aus, es gibt keine haesslichen Fotos. Entlang der Strasse in den Aussenbezirken zum Trainingshotel sind grosse Plakatwaende mit dem Logo der Spiele aufgestellt, damit man von der Strasse das Elend dahinter nicht sehen kann. Das ist wie wenn man die Kontrollleuchte im Auto kaputtschlaegt, wenn der Oelstand nicht stimmt. Hilft nix, aber keiner nimmt’s mehr wahr.
Peking hat 360 000 Ueberwachungskameras installiert und wertet diese auch aus. In bestimmten Laternen im Dorf finden sich Rundum-Kameras, aber keine Birne. Sieht schoen versteckt aus, ist aber sichtbar. Hinter doppeltem Zaun und von bis zu 35 000 Soldaten bewacht, fuehlt man sich sicher, – wobei sich die Frage stellt, wer hier vor wem geschuetzt wird…Eine Sicherheitsbelehrung des BKA, die wir gestern erhielten, zeigt uns deutlich, dass es nicht so einfach ist, wie es hier gerne dargestellt wird. Immerhin haben wir jetzt eine Karte, auf der in chinesisch steht, dass wir Mitglied der deutschen Olympiamannschaft sind und die Adresse des Dorfes, damit man sie dem Taxifahrer direkt zeigen kann.
Eine weiter Entscheidung ist gefallen: Ich marschiere ein! Zwar werde ich dann vieles der Eroeffnungsfeier nicht mitbekommen, aber da Deutschland nach dem chinesischen Alphabet als Nation Nummer 199 einlaeuft, brauchen wir nicht so lange zu stehen. Und ich kann meinen Superphysio Ekke nicht allein gehen lassen.. Also aufgepasst an den Bildschirmen, wir werden vermutlich weit hinten in der deutschen Horde eingaloppieren, von einem geordneten Marsch kann nach meinen Erfahrungan aus Athen keine Rede sein.
Soweit fuer heute, nun faengt der Stress an. Ich hoffe dass die naechsten Meldungen Siege sind!