Was wir essen
- Um Juli 13, 2024
- Von mtank
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Entsprechend der Nationalen Verzehrstudie II (2005-2007) nehmen Männer täglich 3,6 kg, Frauen 3,2 kg Nahrung zu sich. Zwei Drittel entfallen dabei auf Flüssigkeiten. Flüssigkeiten beinhaltet alles, nicht nur Wasser. Wir bestehen zu ca. 70 % aus Wasser, 15-17 % Eiweiß, der Skelettknochen macht etwa 12 % unseres Gewichts aus, das Blut 7-8 %. Zusätzlich kommt noch Fett in sehr variabler Menge dazu. Was wir essen, dient, wie gesagt, unserer Energiegewinnung, dem Wärmehaushalt und dem Baustoffwechsel für Organe, Muskeln und Skelett.
Nahrungsqualität – unreif und belastet
Wenn Sie Bremsen für Ihr Auto oder Fahrrad kaufen, nehmen Sie auch nicht die drittbesten Bremsen. Für Ihr Haus kaufen Sie auch nicht die billigsten Steine. Dann muss doch die Frage erlaubt sein: Warum aber nehmen wir minderwertige Nahrungsmittel zu uns?
Studien belegen immer wieder, dass die konventionell produzierten und uns in den Supermärkten verkauften Nahrungsmittel mit Pestiziden, Herbiziden, Fungiziden, Schwermetallen, Weichmachern und z.B. Glyphosat belastet sind. Biowaren sind da eindeutig besser. Und sie müssen nicht teurer sein. Warum überhaupt Nahrungsmittel angeboten werden, die belastet sind, hat finanzielle und politische Gründe. Um die Anbieter abzusichern, werden Grenzwerte definiert, die eine mehr oder weniger wissenschaftlich begründete unbedenkliche Menge an den jeweiligen „Gift“- (?)-Stoffen zulassen. Was dabei aber nicht berücksichtigt wird, ist, dass man keinen der Stoffe einzeln betrachten darf, wie es die Grenzwerte tun, sondern, dass auf unseren Körper alle gleichzeitig einwirken können. Und dann können sich die Effekte nicht nur addieren, sie multiplizieren sich.
Die heute teils in Übersee geernteten großindustriell angebauten Früchte und Gemüse werden unreif geerntet, weil sie auf dem Transport nachreifen und nicht verderben sollen. Teils werden sie im Zielland künstlich gereift, indem man sie z.B. mit Ethylen begast. Früchte sind die Nachkommen der Pflanzen. Sie enthalten die Samen und meist eine Hülle, die uns und Tiere veranlasst, sie zu fressen und dadurch zu verteilen. Das verderbende Fruchtfleisch nutzen die Samen als erste Nahrung, wenn sie keimen. Uns dient das Fruchtfleisch mit Vitaminen, Mineralien, sekundären Pflanzenstoffen und Zuckern als Nahrungsquelle.
Nicht alle werden reif
Wer zu Hause einen Obstbaum hat, kennt das Phänomen. Die Pflanze produziert zunächst so viele Blüten wie möglich. Die befruchteten werden zu Früchten umgebildet und wenn die klimatischen Bedingungen nicht passen, es z.B. zu heiß oder zu trocken ist, werden viele der angelegten Früchte abgeworfen. Sie harken dann die Kinderleichen des Birnenbaums zusammen. Es verbleibt nur eine reduzierte Anzahl am Baum und wird zur fertigen Frucht. In diese Früchte aber investiert die Pflanze, weil sie die kommende Generation bilden sollen. Und weil die Pflanze schlau ist und die Bedingungen sich immer noch ändern können, werden die wichtigsten Nährstoffe erst in die Frucht transportiert, wenn sie ausreift.
Viele der zu früh geernteten Früchte (z.B. grüne Tomaten, grüne Bananen…) enthalten entsprechend nicht die Inhaltsstoffe, die eine reife Frucht hätte. Bioprodukte aus der Region, die bis zur Reife an der Mutterpflanze hängen kann, sind gehaltvoller und schmackhafter. Das liegt an den eben – während der Ausreifung an der Mutterpflanze – eingelagerten wertvollen Pflanzenstoffen. Es kommt deswegen darauf an, was Sie essen und wann Sie es essen, und Tomate ist nicht gleich Tomate. Trotz pflanzenbasierter Ernährung können Sie Defizite aufbauen, wenn Ihre Nahrungsmittel nährstoffarm sind. Ihre Zellen sind dann trotz vermeintlich guter Ernährung unterversorgt.
Und nun kommen Sie als Patient zum Arzt. Sie haben mit Nahrungsergänzungen versucht, sich mehr Gesundheit zu verschaffen. Auch dazu möchte ich Stellung nehmen. Alle jetzt angegebenen Mengen sind in bestimmten Rahmen variabel und von Geschlecht und Größe abhängig:
Der Mensch speichert ca. 1 kg, also 1000 g, Calcium vorwiegend in den Knochen und Zähnen. Magnesium haben wir ca. 25 g – das u.a. in ca. 600 bis jetzt bekannten Enzymsystemen eine entscheidende Rolle spielt – und vor allem in den Mitochondrien bei der Energiegewinnung. In uns gibt es ca. 2-4 g Eisen, das vorwiegend im Hämoglobin und Myoglobin (Blut – und Muskelfarbstoff) gebunden ist. Die 4 bis 6 Liter Blut und die 20 bis 60 kg Muskel – je nach Geschlecht und Trainingszustand, Alter etc. – bekommen ihre Farbe und Funktion von 2-4 g Eisen…
Beim Zink sind es auch etwa 1-4 g, die in ca. 300 bekannten Enzymsystemen wichtig sind – z.B. bei der Produktion der Magensäure, ohne die wir das Essen nicht vernünftig aufspalten und so die Inhaltsstoffe nicht richtig nutzen können.
Wasserlösliche Vitamine (alle B-Vitamine und Vitamin C) können nur zeitlich begrenzt gespeichert werden. Wir reden dabei allerdings von einigen Wochen. B12 ist als Ausnahme besser speicherbar und reicht bei vollem Speicher 1-3 Jahre.
Lassen sie sich also nicht einreden, Vitamin B oder C sei nicht speicherbar und Sie sollten es mehrmals täglich zu sich nehmen. Skorbut, die Vitamin C-Mangelkrankheit, die früher unter Seefahrern auftrat, entstand nach Monaten ohne Vitamin C. Auch wasserlösliche Vitamine kann man überdosieren – vor allem wenn man mehrere „Multi“-Präparate einnimmt, die oft alle die B-Vitamine enthalten. Ich sehe immer wieder Patienten, die mit mehreren Dosen von Nahrungsergänzungen zu mir kommen und noch nie gelesen haben, was sie genau zu sich nehmen. Die allermeisten Verkäufer von solchen Präparaten, die gerne auch im Schneeballsystem vertrieben werden, haben keine fachliche Ahnung und sind primär am Umsatz interessiert.
Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K (Merke: (EDEKA) sind besser speicherbar und können leichter zu zu vollen Speichern führen und überdosiert werden. Während für die E-Vitamine kein täglicher Bedarf etabliert ist, gibt es Vorgaben für Vitamin A, D und K. Diese sind nicht immer begründet und werden teils kontrovers diskutiert.
Für die vielen, teils noch nicht einmal erfassten und benannten so genannten sekundären Pflanzenstoffe gibt es keine Norm- oder Höchstwerte, sondern in der Regel „Verzehrempfehlungen“.
Regelmäßig werden sogenannte Superfoods kreiert und beworben. Curcuma, Bosswelia (Weihrauch), Açai-Beere, Acerola-Kirsche, Aloe vera, Rhodiola rosea, Ashwaganda, Ginko, Ingwer etc., um nur einige zu nennen, auch Heilpilze werden in Kapseln gepresst und teuer verkauft. Die Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe haben durchaus Wirkungen auf den Körper. Trocknung, Verarbeitung und Lagerung reduzieren den Wirkstoffgehalt um ca. 50 % oder mehr.
Aber: wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass wir Vitamin-Tabletten essen und nicht ganze Äpfel, dann hätte er die se an die Bäume gehängt. Wir sind durch die Entwicklungsgeschichte des Lebens an ganze Früchte, Samen, Wurzeln, Blätter etc. mit allen Inhaltsstoffen adaptiert und nicht nur auf ein oder zwei Inhaltsstoffe.
Wer meinen letzten Newsletter gelesen hat, ist über die Löwenzahnpflanze oder Birkenblätter informiert. Wir haben heimische Pflanzen, die bei uns wachsen und von denen wir wissen, dass sie bei bestimmten Krankheitsbildern helfen können. Weißdorn für´s Herz, Holunder oder Lindenblüte bei Infekten, Zwiebel bei Ohrenschmerzen, Augentrost bei Bindehautentzündung, Goldrute bei Nierenproblemen usw. Aber bisher hat noch niemand den Löwenzahn als Superfood vermarktet. 😊
Unser Körper reagiert als Ganzes. Alle Zellen sind miteinander vernetzt, die Organe arbeiten zusammen und tun Unterschiedliches, obwohl alle Zellen die gleiche Erbsubstanz haben.
Damit alle Zellen ihrer Differenzierung entsprechend funktionieren können, benötigen sie teils gleiche und teils unterschiedliche Nährstoffe.
Ich sage immer zu meinen Patienten: Das Gehirn kann nicht selbst essen.
Alle Zellen in allen Organen und im Muskel- und Skelettsystem sind abhängig davon, dass die passende Nahrung aufgenommen wird, auch die nötigen Inhaltsstoffe enthält, adäquat aufgearbeitet und aufgenommen und dann in der Leber aufbereitet und über das Blut und die Lymphe den Zellen zur Verfügung gestellt wird. Es kommt also darauf an, dass wir alles zu uns nehmen, was irgendwie von irgendeiner Zelle benötigt wird. Und da wir bis heute nicht annähernd wissen, was genau dazugehört, kommt es darauf an, sich vielseitig und normokalorisch zu ernähren.
Eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung, die durchaus tierisches Fett und Eiweiß enthalten darf, entspricht am ehesten der urzeitlichen Ernährung, an die wir seit Jahrhunderttausenden angepasst sind. Gemeint sind unbelastete und ausgereifte Pflanzen und Pflanzenteile und unbelasteter Fisch und Fleisch.
Problematisch ist die Menge. Weil die Jäger und Sammler der Vorzeit zeitweise hungern mussten, weil Nahrung nicht immer sofort und ausreichend verfügbar war und sie sich körperlich anstrengen mussten, um Nahrung zu bekommen, wechselten sich Phasen einer unterkalorischen Nahrungszufuhr mit Phasen des Überflusses ab. Wir ernähren uns heute oft überkalorisch und haben keine klassischen Hungerphasen mehr.
Bereits in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Experimente zur Nahrungszufuhr und zur Belastung gemacht. In Skandinavien liefen Menschen 500 km in 10 Tagen und nahmen nur Wasser zu sich. Mischköstler nahmen mehr Gewicht ab als Vegetarier, aber bei allen besserte sich die Herz-Kreislauf-Leistung.
Es scheint so zu sein, dass unser Körper Eiweiße und ausscheidungspflichtige Stoffwechselprodukte im Bindegewebe speichern kann, die einen belastenden Einfluss auf die Versorgung der einzelnen Zellen haben und in Hungerphasen eliminiert werden.
Während die Schulmedizin heute noch lehrt, dass Eiweiß nicht gespeichert werden kann (außer natürlich in den Geweben, die aus Eiweiß bestehen – also hpts. Muskeln) und man bei Diäten Angst hat, dass z.B. Muskelgewebe zur Energiegewinnung abgebaut wird und deswegen Eiweißpulver empfiehlt, hat Prof. Lothar Wendt (Frankfurt) bereits in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts postuliert und mit mikroskopischen Bildern belegt, dass Eiweiße an den Fasern des Bindegewebes angelagert und so gespeichert werden. Dadurch verdicken sich die Fasern, die Menge an Bindegewebe nimmt zu und die einzelne Zelle, die auf Nährstoff- und Sauerstoffdiffusion angewiesen ist, wird schlechter versorgt. Als eine Konsequenz steigt der systolische Blutdruck, der die Nährstoffe zu den Zellen pressen will. Auch der diastolische (Entspannungs-) Blutdruck steigt, weil die beladenen Fasern nicht mehr so elastisch sind.
Was ich Ihnen darstellen und in Teilen belegen will, ist, dass wir vermutlich von Hungerphasen profitieren (da reichen bei manchen schon die 16:8 Diäten).
Die zweite Notwendigkeit, die uns von den Urzeitmenschen unterscheidet, ist die körperliche Aktivität. Es ist ein weltweites Massenphänomen geworden, dass Menschen Übergewicht entwickeln und damit die Grundlage legen für die so genannten Zivilisationskrankheiten. Körperliche Inaktivität ist einer der wichtigen, aber auch leicht zu verändernden Gründe.
Ziel für eine Besserung sowohl für Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und kognitive Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer, aber auch Gelenkverschleiß und allgemeine entzündliche Erkrankungen müssen, neben einer Vollwerternährung möglichst ohne prozessierte Nahrungsmittel, ausreichend Bewegung und gelegentliche Hungerphasen sein.
Heilfasten – also eine bewusste Reduktion der Energiezufuhr im Gegensatz zum Hungern – kann ein Schlüssel zu mehr Gesundheit sein. Es empfiehlt sich 2 x jährlich zu fasten. Der Sommer mit viel Tageslicht und reifem Obst und Gemüse bietet sich geradezu an, einmal das Fasten zu versuchen. Dazu sollten Sie sich aber einen erfahrenen Coach suchen, der möglichst auch einen medizinischen Hintergrund hat.
Sind Nahrungsergänzungen immer abzulehnen?
Hierzu ein klares Nein. Wenn ein Mangel besteht und die Ursachen geklärt und behoben sind, kann eine Ergänzung mit Ergänzungsmitteln durchaus geboten sein. Wenn ich z.B. einen Eisen-Mangel finde, ist die erste Reaktion nicht, Eisen zu geben, sondern zu klären, WARUM er besteht. Ist derjenige Veganer und isst zu wenig Eisen? Gibt es einen erhöhten Blutverlust z.B. durch eine starke Menstruation? Oder besteht eine Aufnahmestörung durch Magen-Darm-Probleme? Dann hilft die Gabe eben nicht, weil der Körper es nicht aufnehmen kann und eine intravenöse Gabe ist ggf. sinnvoll.
Ein B-Vitamin-Mangel entsteht häufig nicht durch mangelnde Zufuhr, sondern z.B. durch erhöhte Verwertung z.B. durch Parasiten.
Bevor man sich irgendwelche vermeintlich tollen Präparate gönnt, wäre mein ärztlicher Rat, sich ganzheitlich untersuchen zu lassen, um mögliche Mangelzustände und deren Ursache festzustellen. Oder die Krankheit zu finden, die die Müdigkeit, Schwäche oder Infektanfälligkeit auslöst.
Augen auf!
Viele billige Präparate enthalten Begleitstoffe oder Kapselmaterialien, die wenig gesundheitsförderlich sind, die Wirkung beeinträchtigen können und im schlimmsten Fall nicht vertragen werden. Insbesondere Multipräparate, die Extrakte verschiedener Pflanzen enthalten, sind verdächtig, weil häufig gegen mindestens einen der Inhaltsstoffe eine Allergie oder Unverträglichkeit besteht.
Während bei der Arzneiherstellung in Europa bestimmte Standards eingehalten werden müssen und z.B. geprüft wird, ob Metallabrieb der Herstellungsmaschine in das Produkt gelangt ist, fehlen diese bei der Herstellung billiger Nahrungsergänzungsmittel häufig aus Kostengründen oder sind im Herstellerland nicht etabliert. Billig meint dabei nicht den Verkaufspreis, sondern eher die Produktionskosten.
Es macht Sinn auf etablierte Hersteller zu setzen. Manche Hersteller bauen auf das Unwissen der Verbraucher, um höhere Verkaufspreise zu erzielen:
Co-Enzym Q10 z.B., eine Substanz, die in der Atmungskette zur Energiegewinnung eine wichtige Rolle spielt und die der menschliche Körper selbst herstellen kann, gibt es als Ubiquinol und Ubiquinon. Beworben werden beide als Co-Enzym Q10, aber der Blick auf die Preise z.B. im Internet offenbart, das Ubiquinol, die reduzierte Variante offensichtlich schwieriger herzustellen und zu transportieren ist als Ubiquinon. Beide Formen wandeln sich ineinander um und haben unterschiedliche Wirklungen – sind am Ende aber gleichwertig. Ubiquinol wird in der Werbung als die „bessere“ Form beworben und entsprechend teurer verkauft.
Man muss schon genau hinschauen, was einem angeboten wird und ob die Werbeaussagen einen maßgeblichen Unterschied beschreiben oder nicht. Sprechen Sie uns an, bevor Sie hunderte von Euro ausgeben.