Cusco
- Um Dezember 20, 2009
- Von mtank
- In Reisetagebuch
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Ich befinde mich seit einigen Tagen in Cusco, der Hauptstadt des ehemaligen Inkareiches, auf 3400 m. Ziemlich duenne Luft hier, da kommt man auch bei wenig Bewegung ins Japsen.
Ausser ein paar Mauern steht nicht mehr viel, was nicht an der unbestritten besonderen Baukunst der Inkas liegt, sondern an 2 Erdbeben 1650 und 1950 und daran, dass hier die Spanier gewuetet haben wie die Barbaren. Alles was man sich an Demuetigungen ausdenken kann, vom Schaenden der Heiligtuemer, bis Verrat und Abschlachten von Koenigen aus der Gier nach dem Gold, haben die Spanier hier veranstaltet – gefolgt von einer brutalen Inquisition. Die Zerstoerung durch die Spanier erfolgte im 16. Jahrhundert und wegen ihrer ueberlegenen Technik waren die Spanier zunaechst nicht aufzuhalten.
Die Inkas lebten quasi in der Eisenzeit, kannten die Sonnenwende und die Jahreszeiten, hatten sich an das Leben in den Bergen angepasst. Sie waren im Schnitt 145 cm gross und den Spaniern koerperlich klar unterlegen. Eine solche Brutalitaet und Rucksichtslosigkeit ware nicht noetig gewesen. Selbst 1978, als der spanische Koenig Machu Picchu besuchen wollte, musste ein Jahrhunderte alter Obelisk entfernt werden, damit der Herr Koenig seinen Hubschrauber dort plazieren konnte. Erst 1983 wurde der Ort Weltkulturerbe und damit auch der Dummheit und Arroganz der Spanier entzogen. Aus meiner Sicht muessten die Spanier nicht nur alle Kulturschaetze zurueckgeben, obwohl das meiste eh eingeschmolzen wurde, sondern auch die naechsten Jahrhunderte Reparationen zahlen.
Die Inkas waren eigentlich nix Besonderes. Der Name stellt fuer uns eine gewisse Verherrlichung dar. Sie hatten ihre besondere zementlose Steinbauweise, die nur moeglich wurde, weil die Steuern nicht nur gezahlt, sondern auch abgearbeitet wurden. Jedermann arbeitete eine gewisse Zeit fuer den Koenig und den Rest auf seinem Land.
Von Seiten der Astronomie und Symbolik schaetze ich die Inkas etwa so ein wie die Aegypter vor knapp 5000 Jahren. Waehrend in Europa Fernrohre gebaut wurden und die Druckerpresse entstand, hatten die Inkas nicht einmal eine Schrift. Wie man allerdings ein so grosses Reich regiert (Von Chile bis Ecuador) ohne eine Schrift zu haben, das wiederum scheint mir eine Meisterleistung. Immerhin gab es 30 Millionen Menschen zur Zeit der groessten Ausdehnung.
Machu Picchu hat schon eine besondere Atmosphäre. Leider war das Ganze 2 Stunden im Nebel und den Wolken verschwunden. Immerhin bin ich auf den Nachbarberg Waynapichu geklettert (250 Hoehenmeter). Der war teils so steil, dass man sich nicht traute, nach unten zu schauen. Und mein Knie hat gehalten. Von dort hat man einen Ueberblick ueber die gesamt Anlage.
Ich bin dann von Cusco nach Puerto Maldonado in den peruanischen Dschungel, kurz vor der bolivianischen Grenze, geflogen und hab mir dort auf einer unprofessionell gefuehrten Lodge Durchfall geholt. Strom gab es nur von 16-22 Uhr, entsprechend scheint auch die Nahrung nicht ausreichend gekuehlt gewesen zu sein. Es gab ohnehin nur Reis mit Huhn, dann Huhn mit Reis und dann Reis mit Gemuese und irgendeinem undefinierbaren Fleisch.
Ich musste barfuss in Sandalen durch den Dschungel latschen, weil die seit 15 Jahren bestehende Lodge zwar Gummistiefel fuer alle bereitstellt – aber nur bis Groesse 44. Ich habe aber 48. Macht fuerchterlich Spass seinem Guide zu lauschen, wenn man Ameisen von 3 cm Laenge auf den Fuessen hat, von denen einige auch zubeissen. Und das tut weh…
Zu sehen gab es wenig Neues, gerade in der Regenzeit verstecken sich die Viecher besonders. Einziges Highlight war eine Angeltour mit Handangel. 9 Welse und einen Piranha hab ich gefangen. Die Welse bis 20 cm waren zu klein und durften weiterleben, der Piranha wurde zum Abendessen serviert. Der Guide sagte noch, dass von den 24 Piranha-Arten im Amazonasgebiet nur 6 reine Fleischfresser seien. Der Rest sei Vegetarier. Meiner auch. Komisch, dass ich den auf ein Stueck Fleisch gefangen habe… :-))
Morgen geht‘s von Cusco aus mit dem Bus zum Titicacasee. 4000 m hoch, noch duennere Luft. Bin gespannt, ob dann mal was klappt. Bis auf Cusco hat keiner der Reiseagenturen vor Ort die Basisanforderungen erfuellt. Wer, wie ich, eine solche Reise plant, tut das am besten allein, jedenfalls nicht mit Papayatours. So nett die Leute auch sind, es klappt eben nichts.
Weihnachten findet hier auch statt und es ist angenehm, dass man erst knapp 14 Tage vor Weihnachten anfaengt zu schmuecken. Vor der Krippe stehen hier Lamas, Maria und Joseph tragen Inkatracht. Uebrigens gibt es in der Kathedrale, die die Spanier gebaut haben, eine Darstellung des Abendmahls – Hauptgang ist ein deutlich zu erkennendes Meerschweinchen. Damit wird klar, dass auch einheimische Kuenstler an der Gestaltung mitgewirkt haben.
Meerschwein schmeckt nicht besonders und es ist auch nicht viel dran. Dagegen ist Alpacca-Filet ein Genuss. Peruanischer Wein ist billig, schmeckt aber nicht. Importwein aus Chile ist besser, aber deutlich teurer. Das einzige Industrieunternehmen in Cuso ist die Brauerei, die Bier in Flaschen à 330ml, 660ml und 1 Liter herstellt 🙂 Der Geschmack ist ertraeglich aber sicher nicht empfehlenswert. Man kann in den Kuechen der Einheimischen fuer 75 Cent essen und bekommt eine Suppe mit Kartoffeln, Reis und Suppenfleisch, einen Hauptgang aus Reis und Fleisch und ein Glas Tee. In den „besseren“ Lokalen erreicht man fast europaeische Preise. Hauptangebot: Fritten mit Huhn und verschiedene Pizzen.
Verhungert bin ich nicht, eher schon wieder dicker geworden. In diesem Sinne guten Appetit zu Weihnachten, das ich in Bolivien verleben werde.