Sonntags bei Olympia
- Um August 05, 2012
- Von mtank
- In London 2012
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Sonntag in London. Die Spiele gehen weiter, sollte man meinen. Wir sind noch mit 2 Teams im Wettbewerb und haben unser Minimalziel, so gut wie in Athen zu sein und besser als Peking, schon erreicht. Heute abend 23 Uhr (Entspricht NULL Uhr deutscher Zeit – wer denkt sich so eine bescheuerte Zeit aus???- der Weltverband wahrscheinlich, wenn da überhaupt jemand denkt), spielen die Mädels gegen Brasilien I (Larissa/Juliana, die amtierenden Weltmeisterinnen). Gute Chancen einmal ein wichtiges Spiel zu gewinnen und dann 2 weitere Spiele um eine Medaille zu haben, bestehen. Wir haben zwar echte Verletzungsprobleme, abermit vereinten Kräften haben wir als medizinisches Team die Spielerinnen so weit, dass es keinen körperlichen Grund geben sollte, dass es nicht klappt.
Heute ist als Sideevent der Marathon der Frauen gewesen. Unsere Venue war nicht mit dem Bus zu erreichen, weil die Marathonstrecke ebendort vorbei führte. Ich wollte/musste ins Hotel fahren, um einen Spieler zu behandeln. 1,5 Std Buss statt 45 Min, ein Umweg und dann stehe ich Vis a vis des Hotels und komme nicht über die Strasse. Rucksack, Arztkoffer, meinen Regenschirm habe ich dummerweise im Bus vergessen, stehe ich da und will nur über die Strasse. Man verweist mich an einen crossing point am Trafalgar square, den ich wegen der Menschenmassen nicht erreiche. Ich stehe eingekeilt in hunderte Zuschauer auf dem Bürgersteig, kann nicht vor und nicht zurück und mein Spieler wartet. Mich erreicht die Information, die Strasse ist in etwa 30 Minuten zu überqueren, wenn ich bis dahin an den Übergang gelangt bin. Was nicht so sein wird, weil niemand sich hier bewegen kann. Langsam verstehe ich, was bei einer Massenpanik im Gedränge passieren kann. Wie vieles bei diesen Spielen, ist es alles zu kurz gedacht. Es gibt keine Hinweise, was man wie erreichen kann, wir warten auf die Nachzügler, die Spitze des Marathonfeldes ist lange vorbei, man könnte einfach einige Absperrgitter entfernen und die Situation entlasten, aber das passiert nicht. Nach gut 20 Minuten begreifen aber auch die Offiziellen, dass in den nächsten 10 Minuten keine Läuferin mehr kommen wird und machen -endlich- auf. Ich werde sehnlichst erwartet und kann meinen Job machen, um dann zurück ins Dorf zu fahren. Der Shuttle kommt tatsächlich pünktlich, braucht aber über eine Stunde zurück ins Dorf, weil immernoch Ausweichstrecken gefahren werden müssen.
Und dann ist Sonntag…. Zwar läuft der Betrieb weiter, die Geschäfte sind offen, aber am Checkpoint ins Dorf, an dem alle Busse von unten und innen untersucht werden, ob jemand heimlich eine Bombe angeheftet hat, sind nur 2 von knapp 20 Untersuchungsszelten besetzt. Die Soldaten haben Wochenende. Busse und PKW stauen sich aus dem Dorf bis auf die Zufahrtskreuzung. Safety first.. Nach 5 Stunden bin ich zurück im Dorf. 5 Std für eine einzige Untersuchung und Injektion… Und heute abend das gleiche noch einmal, hoffentlich ohne Verkehrsstörungen. Geplante Rückkehr ins Dorf nach dem Spiel ca. 1.30 Uhr… Montag morgen, versteht sich.
So ist es eben, sonntags bei Olympia…